Mittwoch, 14.08.2019: Winchester

Es regnet und wie’s scheint, bleibt das heute auch so. Aber macht nix, wir treten allmählich die Rückreise an und bei der Gelegenheit starten wir einen erneuten Versuch, Winchester Cathedral zu besichtigen, nachdem uns beim ersten Besuch veranstaltungsbedingt so zu sagen die Türen vor der Nase zugeschlossen worden waren.

Fange ich doch gleich mal mit Will The Diver an.

Er hatte 1904 Risse im Gemäuer der Kathedrale entdeck. Von Beruf Taucher machte er sich mit seinem Team an die Arbeit und tauchte im Morast, in dem das Bauwerk stand, um die Fundamente zu unterfüttern und der Kirche somit wieder Stabilität zu verleihen. 1911 schloss er seine Bemühungen erfolgreich ab.

Das jetzige Hauptschiff entstand im 14. Jahrhundert.
Das Seitenschiff besteht aus der ursprünglichen Kirche und stammt aus dem Jahre 1079.
Dahinter versteckt sich der Quire.
Decke zwischen Quire und Altarraum.
Der Hochaltar entstand im 13. Jahrhundert und stellt im Altarraum den hinteren Abschluss des Quire dar. Die Figuren wurden unter Heinrich VIII großteils zerstört, konnten jedoch im Laufe der Zeit durch Nachbildungen ersetzt werden.
Der Adel hat seine Wappen nahe am Himmel positioniert.
The Holy Hole. Durch dieses Loch hinter dem Hochaltar schlüpften die Gläubigen, um ihrem dort begrabenen St. Swithun möglichst nahe sein zu können.
Später wurde der Schrein an dieser Stelle aufgebaut, damit die Anbetung leichter fiel.

Cromwell zerstörte und plünderte den Schrein in der Hoffnung Gold und Edelsteine darin zu finden.

Jane Austen liegt hier begraben.

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Donnerstag, 15.08.2019: Hever Castle

In der Nähe von Gatwick schläft es sich trotz Fluglärm ausgezeichnet. Im 84 Sekundentakt bietet sich folgendes Bild beim Blick aus der Dachluke:

Hever Castle ist die Geburtsstätte von Anne Boleyn, der ersten Ehefrau Heinrichs VIII.

Hever Castle ist ein kleines Wasserschlösschen mit gemütlichem Innenhof. Das Schloss ist sehr verschachtelt gebaut, die Wände sind größtenteils mit dunklem Holz vertäfelt.

Dieses Bett hat sich der King aufgestellt.

Ansonsten trug Heinrich VIII zur Möblierung des Schlosses bei, indem er dieses oder jenes Sitzmöbel bei seinen Kirchenraubzügen organisierte:

Der Hotelier William Waldorf Astor (lohnt sich, den mal zu googeln!) kaufte vor gut Hundert Jahren das Anwesen. Bemerkenswert ist vor allem der Garten, den er teilweise um- beziehungsweise größtenteils neu gestalten ließ (Umzug aus Rom). Gärtner treffen wir hier in großer Zahl an. Außer einem motorisierten Rasenmäher findet sich hier nur im wahrsten Sinne des Wortes einfaches Handwerkszeug.

Die gibt‘s also auch hier.
Na, was ist? Nicht auf die Besucherin starren! Los, an die Arbeit! Die Rasenkante wächst unerbittlich nach!
Was ist DAS?
Und hier! Schon wieder und gleich zwei Stück! Das kommt, wenn gardener Adam sich nicht auf die Arbeit konzentriert!

Chartwell

Chartwell gehört zu den Besitztümern der Familie Marlborough. Einer der bedeutendsten Vertreter der Familie hatte hier seinen Wohnsitz, ja wohl seinen Lebensmittelpunkt. Sir Winston Churchill regierte von hier aus sein Land, betrieb Weltpolitik, fasste im Jahr 1945 kriegsentscheidende Beschlüsse.

Hier auf seinem Anwesen muss er wohl bei eigenhändiger Gartenarbeit den nötigen Ausgleich und die Ruhe gefunden haben, um mit nachdrücklicher Besonnenheit sein politisches Amt verantwortungsvoll ausüben zu können.

Die Gegend hier ist einfach belastet. Für Churchill vermutlich strategisch willkommen.

Im Pavillon findet sich rundum ein Fries, das die Schlacht bei Blindheim 1704 darstellt. Marlborough und Prinz Eugen mit seinen Österreichern schlugen hier gemeinsam die Franzosen und die Bayern.

Ein weiterer Rückzugsort Churchills muss wohl sein Studio gewesen sein, in dem er sich ausgiebig der Malerei widmen konnte.

In erster Linie jedoch beschäftigte er sich mit dem Schreiben. Vor allem Geschichtsbücher aber auch seine herausragenden, geschliffenen Reden. In Stockholm erhielt er 1953 den Nobelpreis für Literatur.

Für uns gibt‘s jetzt noch ein letztes Mal „Cream Teas“, also ein Set aus zwei scones, clotted cream und jam. Dazu? Für uns two americanos natürlich.

Tudeley – All Saints Chapel

Gar nicht weit von Chartwell entfernt finden wir etwas versteckt Tudeley. Außer uns stehen noch zwei PKWs auf dem kleinen staubigen Parkplatz. Der Hausmeister ist im Moment mit Rasenmähen beschäftigt.

Hinter der Hecke liegt einer dieser uralten Friedhöfe mit den kreuz und quer herumstehenden, windschiefen Grabsteinen. Meist ist die Inschrift längst verwittert und von einer Grabeinfassung oder gar einer Bepflanzung keine Spur.

Aber wir wissen: Dieses Kirchlein ist ein richtiges Schatzkästchen!
Marc Chagall war hier!

Chagall verbrachte einmal in der Gegend entspannte Tage und entdeckte diese Kapelle, an welcher er auf den ersten Blick Gefallen gefunden hatte. Er machte sich mit dem Priester bekannt und die beiden kamen überein, dass Chagall das Fenster über dem Altar gestalten könne.

Die Kapelle war wohl für Chagall eine Herzensangelegenheit, denn in den Folgejahren entstanden nach und nach immer neue Fenster, bis sämtliche Fenster vom großen Künstler persönlich gestaltet waren.

Schöpfung: Adam und Eva mit dem Apfel

Zwölf Fenster von Chagall geschaffen! Unglaublich!

Danke an den Kirchenvorstand, der zum besseren Verständnis ein Infoblatt ausgelegt hat. Patricia Dunkin Wedding verfasste es im July 2006, ins Deutsche übersetzt haben es Kit Denny, Ursula Burchette und Martin Parche.

Im hinteren Teil der Kapelle sind Fenster ausgestellt, die ursprünglich ihren Platz hier in der kleinen Kirche hatten.

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Freitag, 16.08.2019: Dover

00:06 Uhr, Blick von Dover bei Mondlicht hinüber nach Calais.

Mit diesem Foto beende ich den Bericht über den unvergesslichen Urlaub in Süd-England.

Wir machen jetzt noch Zwischenstation in Essen, statten dort in Werden unserem Lieblingsitaliener einen Besuch ab und werden am Samstag zum Bundesliga-Auftakt Zeuge sein, wie unsere Jungs versuchen werden, sich wacker zu schlagen, um aber am Ende doch mit einer deutlichen Niederlage auf dem Konto in die Saison zu starten.

Danach geht’s ab nach Hause und am Sonntag freut sich Oma-Liese, ihr Enkelkind endlich wiedersehen zu können. Die kleine Maus kann inzwischen selbst nach reizvollen Gegenständen greifen und gluckst dazu vor Wonne in den freudigsten Tönen.

Und übrigens: Der Opa freut sich genauso!

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