Nur ein kleiner Umweg auf der Heimreise ist notwendig, um zur Wallfahrtskirche Notre-Dame de Haut zu gelangen.
Geplant und errichtet wurde die Kirche von Le Corbusier auf dem Gelände einer ehemaligen Kapelle, deren Ursprung bis in das 1. Jht. zurückreicht. Durch Kriege und Revolution hatte das Gotteshaus sehr gelitten, das seit dem 15. Jht. als Wallfahrtsort bekannt ist. Die Kapelle wurde 1955 eingeweiht, damals ohne Glockenturm.
Erst 1975 wurde der Glockenturm von Jean Prouvé ein wenig abseits der Kirche errichtet.
Ein moderner Ort der Ruhe und Besinnung. Gut, dass wir den kleinen Schlenker gemacht haben.
Etwas in die Jahre gekommen ist die Kirche, weshalb ein Teil der Fassade momentan eingerüstet sein muss. So entgeht Oma-Lieses Kamera leider die weltbekannte Ansicht des Kirchenbaus.
Für die Heimreise entscheiden wir uns für die Schwarzwaldroute, weil wir heute noch einen zweiten kleinen Umweg fahren werden. Auf dem Darmsheimer Töpfermarkt werden wir uns noch gezielt einige Teile für den Garten erlauben. Unter den Teilnehmern befinden sich einige Keramiker, mit deren Arbeiten wir beste Erfahrungen gemacht haben. Die sind übrigens alle bereit, uns ihre Stücke zu verkaufen, ohne zu behaupten, die Teile wären kaputt, so wie wir es in Alesia erlebt hatten.
„Gehört schon auch Mut dazu, 20 km an Paris heranzufahren und die Weltstadt dennoch links liegen zu lassen“, meint der Opa, als er die Reiseroute nochmal Revue passieren lässt, weil die Oma-Liese unsere Fahrt noch mit dem violetten Stift nachspuren möchte. Ja, recht hat er aber Frankreich ist eben nicht nur Paris, sondern hat noch sooo viel mehr zu bieten, vor allem wenn man wie wir Paris schon früher intensiv erleben durfte.
2300 Kilometer Frankreich (naja, ca. 300 km Deutschland muss man ehrlicherweise abziehen) konnten wir in 10 Tagen kennenlernen oder bescheidener ausgedrückt, durften wir Eindrücke von dieser unserer Reiseroute mitnehmen, um noch lange davon zehren zu können.
Inzwischen wieder zu Hause, haben wir zum Abendessen auch schon gleich einen Gast zu bewirten:
Das Eichhörnchen verspeist die herunter gefallenen Sonnenblumenkerne eines unserer Vogelfutterhäuschen, die Oma-Liese für Meise & Co. ganzjährig gefüllt hält, was jederzeit mit fröhlichem Gezwitscher vergolten wird. Nur wenn das Eichhörnchen seine Mahlzeit einnimmt, verstummt die Vogelwelt.
Bernard gründete die Zisterzienserabtei im Jahr 1118. Bis ins 15. Jahrhundert erfreuten die Mönche sich dort großen Wohlstandes. Das 16. Jahrhundert und die Französische Revolution Ende des 18. Jahrhunderts brachte den Niedergang der Abtei mit sich, sie wurde aufgelöst und an die Familie Montgolfier veräußert, die auf dem Anwesen eine Papierfabrik betrieben hat. Die Nachkommen entdeckten ihre Wertschätzung für die Abtei und versetzten diese in ihren Urzustand zurück, soweit dies noch möglich war.
Noch heute hält die Familie das Kloster in Stand und macht es für Besucher größtenteils zugänglich. Wir können die Abbay de Fontenay als Ziel auf einer Frankreichreise als erholsame Oase nur empfehlen.
Noch ein Blick in das Seitenschiff, solange wir noch fast die einzigen Besucher sind:
Der menschenleere Kreuzgang erlaubt Gedanken über das Leben im Kloster, wie es damals wohl gewesen sein könnte.
Parallel zum Kreuzgang liegt der Kapitelsaal, wo sich die Mönche mit dem Abt versammelten und einen Abschnitt aus der Heiligen Schrift diskutierten.
Im Anschluss an den Kapitelsaal befindet sich der Mönchssaal. Hier wurden Schriften von Hand kopiert und Initialbuchstaben mit wunderbaren Malereien veredelt.
Daneben befindet sich das Sprechzimmer, wo ein Vieraugengespräch mit dem Abt möglich war. Oma-Liese hat gar kein Foto davon, na sowas!
Sie ist nämlich mit den Gedanken schon im Garten:
Die frühere Kornmühle wurde von den Mönchen in ihrer Zeit zur Schmiede umfunktioniert, was dem Kloster schon damals zu finanziellem Wohlstand verholfen hat.
Oma-Liese muss noch so dies und das im Bild festhalten, bevor sie zur Weiterreise bereit ist.
Ausguck für den Wachhund des Pförtnermönchs im Eingangsgebäude
Alesia
Der Opa hat’s durch Zufall entdeckt: Alesia. Er kennt es aus dem Latein-Unterricht, aber vor allem hat er einen Bezug zu dem Ort entwickelt, weil er ein großer Asterix-Fan ist.
“Alesia? Ich kenne kein Alesia! Ich weiß nicht, wo Alesia liegt! Niemand weiß, wo dieses Alesia liegt!“, ruft Majestix in größter Entrüstung im Asterix-Heft. Tatsächlich ist es gelungen, Alesia nach seiner Zerstörung jahrhundertelang aus dem französischen Bewusstsein zu streichen. Erst 1865 konnte der historische Ort archäologisch nachgewiesen werden. Und noch heute ist er weder in unserem Reiseführer noch auf unserer Straßenkarte zu finden…..
Vercingetorix verlor dort vor ca. 2000 Jahren eine entscheidende Schlacht gegen Cäsar, was dem heldenhaften Vercingetorix letztendlich als Gefangenem der Römer den Tod brachte.
Vor ziemlich genau 6 Wochen standen der Opa und die Oma-Liese im Gefängnis des Kriegsgefangenen, der dort 6 Jahre einsitzen musste, bis er nach in einem Triumphzug Cäsars durch das Forum Romanum geführt worden war, um gleich danach in seiner Gefängniszelle erdrosselt zu werden.
Eigentlich hatte sich der unterlegene Feldherr dem Cäsar freiwillig gestellt, um so seinen Soldaten und den Bewohnern der Stadt das Leben zu retten, doch der große Cäsar nahm das Angebot des Unterworfenen nur einseitig an. Er verfrachtete Vercingetorix als Kriegsgefangenen nach Rom, kesselte jedoch mit einer Übermacht an Soldaten gleichzeitig die Alesier ein und ließ sie kläglich verhungern.
Große Feldherrn hat es immer schon gegeben und sie sind immer schon in die Geschichte eingegangen. Mal abwarten, ob die aktuellen Geschehnisse daran etwas ändern sollen…
Eine alte Bekannte steht hier an dem geschichtsträchtigen Ort natürlich auch an exponierter Stelle.
Der örtliche Töpfer will uns seine schönen französische Göckel nicht verkaufen. Er behauptet, die seien kaputt. Wir wollen ihm aber nix anderes abkaufen, als seine französischen Göckel. Soll er sie eben selbst behalten und seine wenig ansprechenden Geschirrteile auch. Es ist heiß und wir haben vor, heute noch Dijon ein wenig zu erkunden.
Dijon
… hat außer einer sehr zerfaserten Altstadt
… einer zum Theater umfunktionierten Kirche,
… einer zuerst zum Salzstadel und danach zur Ausstellungshalle umgewidmeten Kirche
… und einer Kathedrale von 1240 nicht viel zu bieten.
Also machen wir noch ca. 140 Kilometer Richtung Heimat gut und gammeln den Rest des Tages auf einem recht heimeligen Campingplatz in der nachmittägliche Hitze in den Abend hinein. Was die Oma-Liese noch zu erledigen hat, ist klar, der Opa hat heute weitgehend frei, denn um den morgigen Tag braucht er sich keine großen Gedanken zu machen.
Immer mit dabei auf Reisen:
eine kleine, transportable Feuerschale, heimeliges Ambiente am Abend.
Die Nacht verbrachten wir bei extremen Temperaturen in Bourges. Morgen lassen wir das Womo auf seinem Plätzchen stehen und erreichen nach 20 Minuten Fußweg die Kathedrale Saint Etienne, die im Jahre 1195 bis 1324 erbaut worden ist. Hat etwas länger gedauert, war aber auch nicht ganz billig.
Die älteste astronomische Pendeluhr Frankreichs
Vielzählige sehenswerte Fenster sind freilich auch wieder vorhanden aber Oma-Liese zügelt ihre Sammelleidenschaft.
Das war jetzt mal ein kurzer Kathedralenbesuch, obwohl wir doch gut ein Stündchen darin verbrachten.
Etwas Zeit können wir uns noch genehmigen, um einen Eindruck von der Altstadt mitzunehmen:
Auf dem Rückweg zum Campingplatz kommen wir noch an einer Zirkusschule vorbei, die aber für die Kamera nicht viel hergibt. Übrigens schon die zweite Zirkusschule in Frankreich, die wir gestreift haben. Falls also jemand eine Karriere als Akrobat anstrebt…
Vezelay
Wiedermal durch unendliche Kornfelder führt uns der Weg nach Vezelay. Ein kleiner alter Ort mit Geschichte und … Kathedrale. Klingt vielversprechend.
Oje! Wirkt romantisch. Zu romantisch! Wenn sich da mal nicht so viele Touris herumtreiben wie in San Gimignano in Italien oder auf dem Mont Saint Michel…
Kaum Menschen in der Stadt!
Kathedrale Ste-Marie-Madelaine
Das ist das ursprüngliche romanische Portal der Kirche, die im Jahr 1104 geweiht worden war. Das Vorschiff, in dem wir uns momentan befinden, wurde 1145 – 1150 erbaut.
Sofort fällt auf, dass keine bemalten Fenster vorhanden sind. Genauso fällt aber auch auf, dass die Säulen ganz besondere Kapitelle besitzen. Schon hat es die Kamera magisch nach oben gezogen, als der Opa gerade noch erwähnt, die Kirche sei wegen ihrer Kapitelle ein besonderer Schatz. 99 sollen es wohl sein. Die Oma-Liese ist schon bei der Arbeit:
In der Galerie oben ist die „Mystische Mühle“ zu finden, die besonders hervorzuheben ist (kann der Follower bestimmt erkennen).
Ein weiteres hervorragendes Kapitell sind die „Vier Winde“.
Danach folgt die Abzweigung zum Kreuzgang. Mehr kann nicht begangen werden, bzw. mehr scheint auch nicht vorhanden zu sein, wie wir später noch von außen erkennen werden.
Ein paar Details fallen noch auf:
„Eine Handvoll Gutgläubiger und der Teufel“ würde Oma-Liese das Quartett nennen.
Noch einige Kircheneindrücke, bevor es wieder an die Kapitelle geht:
St. Bernard scheint zum Äußersten entschlossen.
Wir steigen hinab in die Krypta, wo sich im Übrigen noch vor wenigen Momenten seltsame Szenen abspielten: Oma-Liese hat durch ein Fensterchen gelugt und eine fehlbekleidete Mademoiselle beim Posen am Altar gesichtet. Wir schauen nach:
Spannungsgeladene Stimmung im Keller: Einige Menschen, auf Bänken sitzend, in der Erwartung, gleich mal einen Blick auf das Reliquiar werfen zu können. Direkt vor dem Objekt der Begierde stehend eine Madame, versunken in meditativer Abwesenheit, ganz eins mit dem Magdalenen-Knochen. Oma-Liese ergreift die Initiative und tritt neben die Vergeistigte, steckt ihr Objektiv durch das Gitter, um die Magie wenigstens digitalisieren zu können. Die Wirkung tritt prompt ein und erweist sich als effektiv: Das Reliquiar ist mit dem Ertönen des Auslösers wieder frei für alle Gläubigen zu besichtigen. Völlig entrückt schwebt die Geläuterte barfüßig von dannen.
Oma-Liese bemerkt zum Opa: „Jetzt hob is derlaist.“ worauf der Opa nur meint: “ Hätt‘ ses net so locker g’sehn, mit dem Ehebruch, hätt’s net vor d‘ Magdalena hinstehn müssn.“
Wir tauchen wieder auf aus dem Untergrund.
Die Kapitelle sind noch nicht vollzählig!
Ergreift der gerade die Flucht?
„Der Gute Hirte“, den erhängten Judas auf seinen Schultern tragend, auf einer der höheren Säulen dargestellt, sorgt in der Gegenwart für Diskussionen, selbst Papst Franziskus hatte zuletzt für Aufregung in Fachkreisen mit seiner gewagten Deutung der Darstellung gesorgt.
Den „Tanz um das goldene Kalb“ und „David gegen Goliath“ kann man finden. Außerdem viel Hauens und Stechens. Rein christliche Szenen, wie man als Insider weiß.
Schöne Beschläge, guter Kunstschmied.
So, mehr hab ich nicht. 99 werden’s nicht sein, denn die ganz schlichten habe ich ausgelassen, aber nachgezählt habe ich auch nicht. Es sind viele.
Noch einmal ein Blick aufs ursprüngliche Portal oben und zuletzt der Schwenk vermutlich zu den Baumeistern:
Zur Abrundung spazieren wir noch um die Kathedrale herum, wobei wir so manches Motiv entdecken:
An dieser Stelle verzehren wir einen erfrischenden Imbiss, wobei der Opa einige Fakten über Vezelay hervorzaubert: Von diesem heiligen Ort aus wurden nämlich der zweite und der dritte Kreuzzug ausgerufen. 1146 rief Bernard von Clairvaux (der in der Kirche mit dem Dolch droht) den zweiten Kreuzzug aus, den dritten beschlossen dann 1190 Philippe II. und Richard Löwenherz. Außerdem hatte 1166 Thomas Becket hier einst den Bannfluch über seinen König Heinrich II. ausgerufen. Ein geschichtsträchtiger Ort.
Wir fahren jetzt noch weiter nach Montbrand, wo der Opa gestern einen Platz für uns reserviert hat. 30 € kostet die Nacht mit Strom und Wasser direkt auf jedem Platz, Eintrittskarte fürs Freibad inclusive. Die Plätze sind durch Hecken gut voneinander abgetrennt. Viele alte Bäume spenden angenehmen Schatten, was Wohnmobilisten in diesen heißen Zeiten zu schätzen wissen.
Gut möglich, dass es heute keinen Beitrag gibt. Die Fotos lassen sich momentan nicht auf den Server laden 🙁
So, jetzt hat‘s doch noch geklappt! Oma-Liese ist heute aber nicht mehr in der Laune, viel zu texten. Es ist 21:30 Uhr und nach einem heißen Tag immer noch 30°C warm. Der Abend ist zu schade, um nur ins www. zu starren.
Der Tag fängt früh an, denn wir wollen noch Leonardo da Vinci besuchen, ehe wir spätestens um 12:00 Uhr den Campingplatz verlassen müssen.
Noch kurz die Gelegenheit nutzen, um die menschenleere Stadt zu fotografieren:
Diese Straße gehen wir immer bergauf, bis wir an da Vincis Haus und Atelier ankommen.
Leonardos Schlafzimmer
Die Schwester Franz I., Margarete von Navarra, bewohnte dieses Schlafzimmer. Sie war ebenfalls eine Gelehrte.
Garten
Hauskapelle
Hier hat der Meister einst gezeichnet, gemalt, studiert, experimentiert…
Alle Exponate, außer den Gemälden und den Notizen auf den Schreib- und Arbeitstischen, sollen Originale sein.
Speisezimmer
Küche
Von der Küche aus erreichen wir den Keller, in dem einige seiner Konstruktionen ausgestellt sind. Keine Originale aus der Zeit aber nach Originalplänen gebaut.
Hat man ja immer schon mitbekommen, dass Leonardo so einige Maschinen konstruiert haben soll und einiges kennt man inzwischen auch. Die Vielzahl der unterschiedlichsten Maschinen ist dann schon erstaunlich. Die meisten davon hat er sich in Amboise ausgedacht.
Verbindungsgang zum Schlossherrn
Im weitläufigen Garten sind einige ausgewählte Objekte in Originalgröße ausgestellt.
Wasser wird versprüht oder beinahe schon venebelt?
Brücken hat er mehrere konstruiert
Nur die Außenhaut des Panzers wurde hier verwirklicht und für Kinder als Karussell umfunktioniert.
🙂
Inzwischen sind mehrere Schulklassen unterwegs. Zeit für uns, das Gelände zu verlassen.
Leonardos Grab kann momentan wegen Restaurierungsarbeiten in der Kapelle St. Hubert leider nicht besucht werden. Was wir aber heute schon von seinen Arbeiten gesehen haben, ist uns wertvoll genug.
Wir marschieren zurück ans ans andere Loire-Ufer, um ordnungsgemäß abzureisen.
Au revoir, Amboise!
Tours
Der nächste Besuch gilt Martin von Tours.
Vom Seidenreiher werden wir empfangen, der würdevoll durch seinen Fischgrund schreitet.
Die Fußgängerbrücke erlaubt schon mal einen ersten Blick auf die Kathedrale Saint-Gatien.
Die Portalfiguren fehlen mal wieder größtenteils. Diesmal sind die Hugenotten verantwortlich.
Alle drei Portale sind weit geöffnet. Wir brauchen in der Hitze nicht nach einem Türchen Ausschau halten sondern fühlen uns willkommen.
Ja, selbstredend existieren viel mehr Fenster, aber Oma-Liese schränkt sich heute ein.
Auch eine Reliquie von St. Martin gibt es in der Kathedrale. Der würdigste Platz dafür ist natürlich eine eigene Kapelle…
dennoch ist dies nicht die eigentliche Kirche des Hl. Martin von Tours.
In Martins Kirche treten wir eher zufällig durch einen Seiteneingang. Deshalb gibt‘s auch die Außenansicht erst zum Schluss. 😉
Unter dem Altarraum befindet sich die Krypta, wo tatsächlich Martin begraben liegt.
Könnte die Schädeldecke sein, vielleicht aber auch ein Teil vom Becken? Lässt sich momentan für uns nicht aufklären. Oma-Liese tippt auf die Schädeldecke.
Wir teilen uns die Krypta mit einer Schulklasse. Eine ältere Madame erzählt den Kindern sehr lebhaft aus dem Leben von Martin. Zwischendurch heben die ca. 9-Jährigen zum Gesang an. Klingt sehr schön in unseren deutschen Gehörgängen. Oma-Liese vermutet, es werde sicherlich zum Abschluss auch noch eine Weise angestimmt werden und wartet geduldig ab, denn sie hat einen Plan: Der Gesang muss aufgenommen werden! Die Oma erkundet all die Inschriften aus Martinskirchen in aller Welt. Sie forscht nach einem Hinweis auf das im Heimatlandkreis weltberühmte Martinsmünster in Lauingen zu erspähen. Leider erfolglos 🙁
Der Plan mit dem Kinderchor geht auch nicht auf, denn die alte Madame findet kein Ende in ihren Ausführungen und die Kinder höhen ihr gebannt zu. Wir geben auf.
Das ist also die Kirche, so wie sie heute dasteht. Ursprünglich stand sie ungefähr im rechten Winkel verdreht. Noch heute sind zwei Türme der ursprüngliche Kirche vorhanden, einer davon weitgehend erhalten, der andere teilweise wieder aufgebaut. Grundrisse der Kirchenpfeiler sind im Pflaster der Stadt farblich kenntlich gemacht.
Die Französische Revolution ist verantwortlich für die völlige Zerstörung des alten Kirchengebäudes, das wohl schon vorher vernachlässigt worden war und recht marode da stand. Allein die Krypta mit dem Grabmal ist am ursprünglichen Platz erhalten.
Der Weg zurück zum Womo führt uns vorbei an St. Julienne, wo heute Ausstellungen stattfinden.
Orléans besuchen wir wegen Jeanne d‘Arc. In Orleans gibt es außer Jeanne d‘Arc, wenn man den Reiseführern glauben schenken darf, auch nichts als Jeanne d‘Arc. Und wir bekommen Jeanne d‘Arc.
Vor 200 Jahren wurde die Kathedrale zu Ehren von Jeanne d‘Arc errichtet. Man müsste blind sein, um das nicht zu erkennen.
Eine reale Plage der heutigen Zeit macht solche Hinweisschilder in Frankreich leider nötig.
Der Altarraum ist natürlich auch wieder von Glasmalerei eingesäumt. Ich mach‘s kurz:
Die Schatzkammer besteht aus einer einzigen Vitrine. Sehr sympatisch.
Jeanne hat natürlich eine eigene Kapelle.
Wenn nicht hier, wo dann?!Maison de Jeanne d‘Arc.
Das Haus, in dem Jeanne d‘Arc ihr Leben verbracht hat, war im Zweiten Weltkrieg zerstört worden und daraufhin originalgetreu wieder aufgebaut. Heute kann darin ein Film über die Nationalheldin angesehen werden. Wir schlagen das Angebot für heute aus.
Petanques-ArenaGehört wohl zur Grundausstattung jeder größeren Stadt in Frankreich.
Ein letztes Mal Jeanne und schon geht‘s weiter nach…
Chambord
Das Loire-Schloss soll das schönste unter seinesgleichen sein. Wir fahren irgendwann in der Pampa durch ein Portal auf die adeligen Ländereien. Mehrere Kilometer schnurgeraden Reiseweg bringen wir hinter uns, um dann DAS zu sehen.
Ein Foto muss genügen. Wir verzichten auf ein näheres Kennenlernen des Jagdschlösschens mit seinen vielen Türmchen und Kaminen. Dem Franz wars Schlösschen zu zugig, uns ist es zu verpackt. Franz ist nach 72 Tagen nach Amboise zurückgezogen. Wir sind mit einem kleinen Umweg auch in Amboise angekommen.
Chaumont-sur-Loire
Doch zunächst vergewissern wir uns, ob das drittschönste Chateau an der Loire dieses Zertifikat verdient trägt. Übrigens darf es sich auch Weltkulturerbe nennen.
Die Zapfen sind wohl überlegt angeordnet.
Der Prinz wartet bereits im Bade und lässt erst mal Luft ab.
Im Garten erwartet uns Kunst mit Pflanzen und Pflanzen mit Kunst.
Die Räumlichkeiten im Chateau sind schnell besichtigt: Einerseits ist alles sehr klein und eng, andererseits drängeln sich hier zu viele alte, unter der Hitze schnaubende Menschen durch die Gemächer.
Im Innenhof gibt‘s frische Luft.
Zwischen uns und dem Ausgang liegt nur noch die Kapelle…
auch die ist zum Kunstwerk ausgearbeitet worden. Und wir werden nochmal, wie schon eingangs, durch den Shop geschleust.
Noch einige Kilometerchen an der Loire entlang, dann können wir unser Nachtquartier in Amboise aufschlagen.
Amboise
Für eine kleine Informationstour durch die Stadt reicht’s heute noch und ein Baguette muss auch noch besorgt werden.
Ca. 20 Minuten wandern wir vom Campingplatz in die Altstadt von Chartres entlang der l’Eure und sammeln schon mal ein paar Eindrücke.
Ein Taubenschlag?
In Chartres wurde die Rezeptur für dieses einzigartige Blau entwickelt, das die Welt ebenfalls gerne verwendet hätte, das aber weltweit nie so gemischt werden konnte, wie es in Chartres gelungen ist. Ohne Kobalt aus dem Erzgebirge wäre das Blau nie entstanden.
In der Eglise Saint Pierre kam es wohl an den Fenstern zum Einsatz, nachdem das Blau die Fenster der Kathedrale Notre Dame veredelt hatten. Noch heute strahlt das Blau so blau wie kein anderes in den Fenstern, soweit sie nach einigen Bränden in Saint Pierre noch erhalten sind.
Das komplette Gemäuer der Nordseite leidet unter Feuchtigkeit und ist von Moosen und Schimmel geplagt. Die Restauration ist hörbar im Gange.
Oh, was ist passiert?
Orgelschüler spielen sich nacheinander ein. Jüngere und ältere. Schließlich betritt eine Kommision das Kirchenschiff, setzt sich vor den Altarraum mit Blick- und Hörrichtung zur Orgel, um den Klängen zu lauschen und ihr Urteil zu fällen.
Au revoir! Wir ziehen weiter zur Kathedrale.
12:30 Uhr, Sonnenzeit: Wir stehen vor der Mutter aller Kathedralen!
Von der ursprünglichen romanischen Kirche aus dem Jahr 1140 sind der rechte Turm wie auch das Portal übrig. Alles andere ist mit dem Großteil der Stadt 1192 einem verheerenden Brand zum Opfer gefallen. Der Turm ist der höchste noch erhaltene romanische Turm der Welt.
Die Bürger bauten daraufhin in Gemeinschaftsleistung den linken, gotischen Turm und alles andere, so wie es noch heute da steht, in nur 30 Jahren auf.
Vielleicht der Baumeister?
Es gibt noch viele, viele, viiieeeele Fotos aber Oma-Liese macht für heute Schluss. Besseres Internet würde die Sache deutlich erleichtern und der Beitrag könnte heute noch abgeschlossen werden… Deutschland, Italien, Frankreich – alle leiden unter den gleichen Mängeln.
14. Juni, 10:00 Uhr, wieder on Tour, weiter geht‘s:
Achtung, jetzt gibt‘s Gemeißeltes und Glasgemaltes in Massen!
Blogfollower wissen, Bilder in Galerien können zum Vergrößern geöffnet werden 😉
Hm, ich glaube, da fehlt jetzt was… Wie konnte das passieren?
Puuuh! Keine Fenster mehr!
Im Labyrinth soll sich der Teufel verlaufen, sobald er die Kirche betritt. Es besteht aus 273 Steinplatten. Die Anzahl entspricht der der Tage, die ein Mensch benötigt, sich im Mutterleib zu entwickeln. Zufall oder Absicht, das weiß keiner so genau…
Schade, dass wir nicht am Johannistag hier sein können, den dann werden die Stühle entfernt. Aber es gibt zum Glück einen Andenkenshop:
SüdportalNordportal
Sehr beeindruckend, die Kathedrale von Chartres.
Wir spazieren noch durch die Altstadt und wieder zurück zu unserem Womo.
Nach den Autobahnerfahrungen der vergangenen Etappe steuert der Opa das Womo diesmal über Landstraßen. Diesmal sind es 130 km, auf denen wir vermutlich die Kornkammer Frankreichs durchqueren. Nur Weizen, Gerste, hin und wieder ein Sonnenblumenfeld oder Raps und Rübe. Hier wächst also das Baguette und ein wenig Zucker für die bunten Macarons. Endlose Hektar gleichartiger Feldfrüchte sind jetzt auch nicht die erhoffte Abwechslung für die Reise. Naja…
Unerwartet macht eine schnurgerade Baumreihe mitten im eintönigen Ackerbau auf sich aufmerksam: Die Allee zum Schlösschen vom Vicomte!
Wir sind auf der Zielgeraden! Der Opa steuert ein schattiges Parkplätzchen an und schon stehen wir vor einer plappernden französischen Mademoiselle, die uns zu erklären versucht, dass reine Gartenbesichtigungen im Sommer nicht möglich seien und wir den vollen Preis zahlen müssten, der auch automatisch das Schlösschen beinhaltet. Wir sind längst überredet und der Opa wirft zahlungsbereit den Fuffi auf den Tresen, was das gut gelaunte Plappermäulchen jedoch nicht davon abbringen kann, ihr einstudiertes Repertoire auszubrabbeln.
Dann dürfen wir in den Garten:
Jetzt wo wir aber schon mal dafür bezahlt haben, inspizieren wir zunächst den Fuhrpark:
Eine reiche Sammlung an Sätteln, Trensen, Halftern und anderem Pferdefoltermaterial ist ausgestellt, das Oma-Liese nicht ablichtet.
Nur ein Paar wunderbar bequemer Stiefelchen für den Postillion scheint erhalten zu sein, während von allen übrigen Dingen eine reichhaltige Auswahl existiert.
Zum Fuhrpark gehört natürlich auch ein Landauer:
Geschafft! Zeit für den Garten:
Der Gärtner, der damals für den Finanzmister unter Louis XIV den Jardin geplant und angelegt hat.Das Schloss,
… das sich der Finanzminster geleistet hatte und damit bei der Eröffnungsparty den Zorn seines Lois‘ auf sich gezogen hat, woraufhin ihn der gleich mal für den Rest seine Lebens im königlichen Gefängnis einquartierte. Das Schloss war wohl der Stein des Anstoßes, weil es den Neid von Lois erregt hatte und außerdem der Roi beim Einweihungsevent nicht im Mittelpunkt des Geschehens stehen konnte.
Die Bilder sprechen ein deutliche Sprache, Oma-Liese wird sich bemühen, den Anweisungen Folge zu leisten.
Wer hat die drei goldenen Pfeile durch die Windfahne geschossen?
… und was hat es mit dem dicken Ei auf sich?
Alles klar, wir werden das Wasser nicht berühren.
Auf einer Erhebung gegenüber dem Schloss am Ende des Parks steht eine güldene Figur?
Ein kleiner Spaß zur Abwechslung: Der ausgesägte Umriss des Schlösschens in einer Metallplatte. Die Herausforderung: Umriss und Schloss genau ineinander passend zu fokussieren. Oma-Liese ist mit ihrem Ergebnis recht zufrieden.
Jetzt aber hoch zum goldenen Mann!
Ein Herkules also, der sich da so ungeniert von der Sonne bescheinen lässt.
Einen Schöpfer gibt es also auch,
Und der hat sich auch über die Rückseite seines Idols Gedanken gemacht.
Wohin schielt der eigentlich?
Brücke eines Wirtschaftsweges
Wieder ein dickes Ei. Inzwischen schon das vierte. Das fünfte steht auf Sichtweite.
Bei jedem Ei ein Knipser. Vermutlich für jeden Finger des Rallye-Teilnehmers ein anderes Muster zum Durchstechen…Ein Kunstwerk aus Aluminium, das vorübergehend die ehemaligen Beete ersetzen darf.Blick vom Schloss Rennwagen
Auf die Schlossbesichtigung verzichten wir für heute, denn wir wollen noch nachsehen, wie Napoleon gewohnt hat.
Fontainebleau
Es gibt einen englischen Garten, einen französischen Garten und eine Garten von Julie.
Eintritt wird keiner verlangt, scheint wohl vor allem ein patriotisches Ziel für die Franzosen zu sein. Napoleon hat sich von der großen Treppe aus von seinen Anhängern ins Exil verabschiedet.
Die Gärten geben wenig her fürs Foto. Oma-Liese braucht nicht zu fotografieren, keine Auswahl zu treffen, nichts zu bearbeiten.
Es gibt weiße, schwarze und
goldene Fische.
Wir fahren noch bis zum nächsten Zwischenziel und freuen uns auf einen neuen heißen Tag in Frankreich.
In Nancy finden wir direkt vor dem Ehrenmal für die gefallen Soldaten Frankreichs einen Parkplatz, der groß genug ist für unser Womo.
Eingeweiht wurde es seinerzeit von Giscard d‘Estaing. Die Kränze davor scheinen frisch niedergelegt zu sein.
Auf Sichtweite steht Drouot mit einem kleinen dicken Kanönchen auf dem Podest und hält Wache über unser Womo, solange wir die Stadt besichtigen.
Basilique St. EpvreEhemaliges Herzogschloss, heute Musée Lorraine
Viel gibt es wohl nicht zu besichtigen in Nancy, aber eine Basilka geht immer, denken wir.
Die Hauptportale sind verschlossen. Wir umrunden das Gotteshaus und finden erstmal keine weitere Tür.
Doch schließlich werden wir fündig: die Pforte zur Sakristei steht offen, ein wohlbelaibter Priester mittleren Alters steht in vollem Ornat Zigaretten rauchend an der frischen Luft.
Wir schöpfen Hoffnung und entdecken auch gleich ein weiteres Portal, das ebenfalls geöffnet scheint. Hinter der ersten Tür ein wenig gastfreundlicher Empfang:
und eindeutige Informationen:
und dann noch ein Schild und klare Barrieren für Christen wie uns:
Oma Liese tut was sie kann, um von den zwei Quadratmetern Kirchenboden aus, die uns zur Verfügung stehen, noch ein paar Eindrücke einzufangen. Neugotisch, 100 Jahre alt, trotzdem kein Grund, sich für seine Kirche derart zu schämen, dass man besser niemanden hineinschauen lässt. Der Geistliche, inzwischen in Zivil, rauscht geschwind an uns vorbei, damit auch ja keine Fragen nach Ausnahmen für Besichtigungen aufkommen können. Was hat der Mann wohl zu verbergen? Hat er irgendwo im Gotteshaus eine Schmuddelecke? Ist er vielleicht gar ein Messi? Oder sind ihm lediglich die angehäuften Kirchenschätze peinlich?
Der Fluchtplan weist uns den kürzesten Weg hinaus aus dem Gotteshaus.
Den Place Stanislas steuern wir an und streifen dabei noch schnell Général de Gaulle.
Der gepflegte Park führt direkt zum Place Stanislas, der sich wiederum Weltkulturerbe nennen darf.
Falls jemand dieses traurige Hundchen gesehen hat …
Notre Dame, die Kathedrale von Nancy wäre wohl noch sehenswert und kommt auch schon gleich ins Bild.
Wieder stehen wir von einem verschlossenen Hauptportal, umrunden abermals. Die Straße neben der Kathedrale scheint dem Geruch nach zu urteilen das Pissoire von Nancy zu sein, bei der Hitze (34°C) nur schwer zu ertragen.
Zu unseren Füßen liegt ins Pflaster eingelassen ein Stadtplan von 1611. Der hilft uns jetzt auch nicht weiter auf der Suche nach dem Einlass in die Kirche.
Ganz klein und kaum zu entdecken stoßen wir auf den Hinweis, dass diese Kathedrale ihre Pforten erst um 15:00 Uhr für Besucher öffen wird. In den gut 90 Minuten werden wir aber längst unterwegs nach Troyes sein. Eine Kathedrale weniger, schaaade!
Président Carnot wird hier geehrt
Zurück beim Womo machen wir uns auf die Reise nach Troyes.
Den Bericht und die Fotos dazu gibt‘s aber erst morgen, denn Oma-Liese möchte jetzt noch den schönen Abend auf unserm Stellplatz am See genießen.
Troyes
Für 20 € verbrachten wir eine herrlich ruhige Nacht ein wenig außerhalb der Stadt an einem ehemaligen Kiesweiher. Wer mag, kann Ruder- oder Tretboot fahren, den Motorbootführerschein machen, angeln oder im See schwimmen, in einem Parcours mit Maxi-Kettcars um die Wette fahren, Minigolf spielen, sich über ein mittelgroßes Klettergerüst hangeln, den Spielplatz für die ganz Kleinen erkunden oder einfach im Pool Abkühlung suchen.
Jetzt aber zurück zum späten Nachmittag in Troyes: Wir erreichen die mittelalterliche Stadt nach zweistündiger Fahrt über langweilige Autobahnen. Außer Weideland fürs Milchvieh, irgendwo muss der köstliche Käse ja herkommen, war nicht viel sehenswertes zu entdecken. Auf der Straße nur wenig Verkehr, nicht mal ein Stau zur Abwechslung, rechts und links nur sehr vereinzelt kleine Ortschaften.
Um nicht wieder vor verschlossenen Türen zu stehen, beeilen wir uns zunächst, den Fußweg von knapp 20 Minuten direkt zur Kathedrale ohne große Fotografiererei zu nehmen.
Nur zweimal muss Oma-Liese kurz den Auslöser betätigen:
Fachwerkhäuser – wer weiß, ob es nochmal die Gelegenheit geben würde und
… ein offen stehendes Fenster, in dem kupferne Kesselchen auf Feuerstellen geheimnisvollen Inhalt vor sich hin brodeln lassen. Was hier wohl veredelt wird?
Noch ein paar verwinkelte Gassen und schon ragt die Kathedrale vor uns auf.
Die bescheidene Schatzkammer beherbergt eine kleine Anzahl Reliquien:
Außerhalb, neben der Schatzkammer befindet sich in einer Seitenkapelle ein goldener Altar mit einer kleinen Ausstellung prächtiger Messgewänder. Leider können wir keine zugehörige Beschriftung finden.
Rosette hinter der OrgelApsis
Zahlreiche Risse durch ziehen leider das alte Gemäuer. Ob die sich allerdings auf Dauer mit kleinen Pflasterchen zusammenhalten lassen?
Inzwischen ist klar: Fachwerk ist in Troyes reichlich erhalten. Ein wahrer Schatz, jedenfalls, wenn man nicht selbst für die Erhaltung aufzukommen hat.
St. UrbainSogar die Kanaldeckel bestehen aus Holz.
In der Katzengasse stützen sich die Giebel der gegenüberstehenden Häuser beinahe gegenseitig ab:
130 Kilometer Richtung Westen von Straßburg aus liegt Lunéville. Wiedermal ein dem Schloss von Versailles nachempfundenes Anwesen lockt in den Reiseführern vor allem mit seinem Park. Mal sehen.
Wer ist der Reiter mit dem etwas zu groß geratenen Mützchen auf dem Haupte? Aha, Lasalle! Unbestritten, an Dynamik fehlt es dem Reiterstandbild nicht:
nicht von vorne,
und schon gar nicht von hinten.
Der Park spiegelt Weitläufigkeit vor, ist aber in Wahrheit doch sehr begrenzt, was wir an den PKWs ablesen können, die gut erkennbar für das menschliche Auge im Hintergrund zumindest in einer Richtung vorbeirollen.
Dennoch besitzt die Anlage Erholungswert, da kaum eine Menschenseele anzutreffen ist. Zugegeben, eine Grundschulklasse stellt sich im Augenblick unseres Erscheinens der Herausforderung eines Gruppenfotos, was aber derart ruhig und diszipliniert vonstatten geht, dass man sich vor der französischen Lehrkraft nur verneigen kann. Oma-Liese und der Opa erinnern sich an die Schulklassen heute Vormittag im Straßburger Münster, wo die Ruhe in der Erwartung des Uhrenschlages schon genauso auffällig war. Auch danach war im Gotteshaus von ausgelassener Stimmung bei den Kindern nichts wahrzunehmen.
Was machen die Franzosen nur richtig?…
Im Park haben rostige Tiere ihr Areal,
… genauso wie die üblichen Park-Statuetten in weiß.
Beim Blick zurück zum Schlösschen gibt der Wind gerade das Aussehen der Flagge preis:
Außerdem zeigt sich das Häuschen bei der Gelegenheit auch ganz passabel:
Ein Flügel fehlt halt noch…
Wer sich da so anschmachten lässt? Wissen wir nicht. Können wir auch nicht herausfinden.
Ein Theater finden wir noch beim Stadtrundgang
… und eine Kirche: Saint Jacques.
Gegenüber der Kirche: Verfall, wie auch sonst in der gesamten Stadt.
Im hinteren Bereich keine Orgel, sondern
… eine Loge für die Herrschaft, den Herzog von Lothringen, der im Übrigen in seinem Herrschersitz bei einem Brand sein Leben lassen musste.
Kaum eine Menschenseele in der Stadt unterwegs, fast kein Straßenverkehr (außer wenn wir gerade eine Straße überqueren wollen. Denn dann sind immer gleich 5er-Kolonnen unterwegs, die wir passieren lassen müssen. Danach wieder nur wir.) Verlassene Häuser, verlassene Ladengeschäfte, kein Bäcker, kein Metzger, kein Frisör, nur die Schilder aus vergangenen Tagen. Sogar Tattoo-Studios stehen leer. Eine Ausnahme bildet der Notar: Er scheint ein relativ großes Büro zu betreiben und ein Schönheitssalon für die lieben Haustiere scheint auch nach wie vor ganz gut zu florieren.
Saint Nicolas de Port
Im kleinen Vorort von Nancy soll eine besondere Kirche die Sehenswürdigkeit sein. Das Kirchenschiff ist mit einer Höhe von 32 Metern im Inneren das höchste in Frankreich. Wir schauen mal nach.
Der Rathauschef verfügt über eine moderne Sprechanlage für den Fall, er hätte mal Wichtiges zu verkünden. Cyberattacken hat er jedenfalls nicht zu befürchten.
Bleibt nur zu hoffen, dass Familie Storch im Falle des Falles nicht vom Dach gepustet wird.
Die Kirchturmspitzen kommen in Sicht. Schmale Gassen, liebevoll geschmückt verkürzen uns den Weg.
Jeanne d’Arc spielt im Ort wohl eine Rolle.
Kaum Platz für eine ordentliche Prozession scheint man hier übrig gelassen zu haben, so eingepfercht wie St. Nicolas an dieser Stelle erbaut worden war.
Wieder die Freiheitskämpferin.
Auffällig ist die Rechtskurve, die das Gotteshaus macht. Im Foto gar nicht wirklich so gut zu erkennen.
Teilweise noch gut erhaltenen Fenster mit ganz viel Blau und der französischen Lilie.
Die Ablasskasse steht unverschlossen da. Allerdings hat wohl schon mal jemand versucht, sie mit Gewalt wegzutragen, wie man den Rissen im Gestein ansehen kann.
Der Rettungsplan zeigt die Krümmung der Basilika perfekt.
Wer hat sich wohl in der Säule verewigt? Ein Handwerker oder gar ein übermütiger Jugendlicher? Gab’s die denn vor 300 Jahren auch schon?
Erfreuliche Leichtigkeit vermitteln die Seitenaltäre.
St. Nicolas bietet zwei Gebete zur Auswahl an.
Jeanne d’Arc hat sich hier wohl auch schon Unterstützung gesucht.
Für einen Euro soll sich an dieser Tür irgendetwas abspielen. Der Opa kramt im Portemonnaie und wird fündig. Oma-Liese hält die Linse dicht an die Glasscheibe (leider mit Finger- und Stirnfett besudelt) und tatsächlich: der kleine Sichtschutz hebt sich.
Zum Vorschein kommt der Kirchenschatz. Unter anderem ist in dem kleinen Kämmerchen die Reliquie von St. Nicolas ausgestellt.
In der (zum Glück mit zwei Fingern) gen Himmel zeigenden Hand befindet sich das Reliquiar.
Links ist das rechte Ohr vom Opa zu erkennen und im nächsten Bild unten…
Kaum sind die Bilder im Kasten, setzt ein kleiner Mechanismus die Jalousie in Gang und der Blick ist wieder versperrt.
Wir umkreisen die Kirche, wobei der Bogen nochmals sehr deutlich zu erkennen ist. Auf den Fotos kommt die Besonderheit leider nicht zur Geltung.
Das ist also das neue Ersatzkreuz auf dem Turm.
Der zerrupfte Haufen Reisig auf einem Reiter scheint das Werk eines verzweifelten Junggesellen zu sein, der selbst nicht so recht zufrieden mit deiner Arbeit zu sein scheint.
Das kleine Städtchen ist schnell abgelaufen und so kommt Oma-Liese noch zu einem Foto mit der Kirche und derer puren Mächtigkeit, die der Baumeister seinem Werk einst zugedacht hatte.
Auch hier wieder Leerstände und Verfall. Die Blumenpracht an den Brücken zur Stadt erscheinen wie Makulatur in einem unaufhaltsamen Prozess des Untergangs einstiger lebendiger Stadtkultur.
Sogar die Störche wirken etwas verwahrlost, was aber auch den hochsommerlichen Temperaturen von stolzen 33°C gezollt sein mag.
Am späten Nachmittag in Nancy angekommen freuen wir uns über einen gepflegten Campingplatz, wo wir unser Lager mit viiiieeeel Abstand zu den anderen Campern aufschlagen können.