In der Nähe von Gatwick schläft es sich trotz Fluglärm ausgezeichnet. Im 84 Sekundentakt bietet sich folgendes Bild beim Blick aus der Dachluke:
Hever Castle ist die Geburtsstätte von Anne Boleyn, der ersten Ehefrau Heinrichs VIII.
Hever Castle ist ein kleines Wasserschlösschen mit gemütlichem Innenhof. Das Schloss ist sehr verschachtelt gebaut, die Wände sind größtenteils mit dunklem Holz vertäfelt.
Ansonsten trug Heinrich VIII zur Möblierung des Schlosses bei, indem er dieses oder jenes Sitzmöbel bei seinen Kirchenraubzügen organisierte:
Der Hotelier William Waldorf Astor (lohnt sich, den mal zu googeln!) kaufte vor gut Hundert Jahren das Anwesen. Bemerkenswert ist vor allem der Garten, den er teilweise um- beziehungsweise größtenteils neu gestalten ließ (Umzug aus Rom). Gärtner treffen wir hier in großer Zahl an. Außer einem motorisierten Rasenmäher findet sich hier nur im wahrsten Sinne des Wortes einfaches Handwerkszeug.
Chartwell
Chartwell gehört zu den Besitztümern der Familie Marlborough. Einer der bedeutendsten Vertreter der Familie hatte hier seinen Wohnsitz, ja wohl seinen Lebensmittelpunkt. Sir Winston Churchill regierte von hier aus sein Land, betrieb Weltpolitik, fasste im Jahr 1945 kriegsentscheidende Beschlüsse.
Hier auf seinem Anwesen muss er wohl bei eigenhändiger Gartenarbeit den nötigen Ausgleich und die Ruhe gefunden haben, um mit nachdrücklicher Besonnenheit sein politisches Amt verantwortungsvoll ausüben zu können.
Im Pavillon findet sich rundum ein Fries, das die Schlacht bei Blindheim 1704 darstellt. Marlborough und Prinz Eugen mit seinen Österreichern schlugen hier gemeinsam die Franzosen und die Bayern.
Ein weiterer Rückzugsort Churchills muss wohl sein Studio gewesen sein, in dem er sich ausgiebig der Malerei widmen konnte.
In erster Linie jedoch beschäftigte er sich mit dem Schreiben. Vor allem Geschichtsbücher aber auch seine herausragenden, geschliffenen Reden. In Stockholm erhielt er 1953 den Nobelpreis für Literatur.
Für uns gibt‘s jetzt noch ein letztes Mal „Cream Teas“, also ein Set aus zwei scones, clotted cream und jam. Dazu? Für uns two americanos natürlich.
Tudeley – All Saints Chapel
Gar nicht weit von Chartwell entfernt finden wir etwas versteckt Tudeley. Außer uns stehen noch zwei PKWs auf dem kleinen staubigen Parkplatz. Der Hausmeister ist im Moment mit Rasenmähen beschäftigt.
Hinter der Hecke liegt einer dieser uralten Friedhöfe mit den kreuz und quer herumstehenden, windschiefen Grabsteinen. Meist ist die Inschrift längst verwittert und von einer Grabeinfassung oder gar einer Bepflanzung keine Spur.
Chagall verbrachte einmal in der Gegend entspannte Tage und entdeckte diese Kapelle, an welcher er auf den ersten Blick Gefallen gefunden hatte. Er machte sich mit dem Priester bekannt und die beiden kamen überein, dass Chagall das Fenster über dem Altar gestalten könne.
Die Kapelle war wohl für Chagall eine Herzensangelegenheit, denn in den Folgejahren entstanden nach und nach immer neue Fenster, bis sämtliche Fenster vom großen Künstler persönlich gestaltet waren.
Zwölf Fenster von Chagall geschaffen! Unglaublich!
Danke an den Kirchenvorstand, der zum besseren Verständnis ein Infoblatt ausgelegt hat. Patricia Dunkin Wedding verfasste es im July 2006, ins Deutsche übersetzt haben es Kit Denny, Ursula Burchette und Martin Parche.
Im hinteren Teil der Kapelle sind Fenster ausgestellt, die ursprünglich ihren Platz hier in der kleinen Kirche hatten.