Duomo Santa Maria del Fiore – Der Dom von Florenz

Vom Bus lassen wir uns heute nach Firenze schaukeln. Wir haben einen Termin mit der Kuppel vom Dom und wenn alles gut klappt, haben wir noch 45 Minuten Zeit, bis wir uns in die Warteschlange stellen müssen.

Am Bahnhof ist Endstation, dann noch ein geschätzter Kilometer Fußmarsch und schon stehen wir vor dem Dom, der Battistero und dem Campanile. Zeit genug, für eine kleine Erkundungstour rund um den Dom.

Der Himmel gibt sich heute bedeckt, Oma-Liese fängt vorsichtshalber schon mal die Ziele des Tages ein, solange der Himmel noch nicht weint.

„Hallelujah“ gibt ein Straßenkünstler auf der Gitarre zum Besten und Leonard Cohen wäre halbwegs zufrieden. Wir auch.

Campanile, der Turm zum Dom.

Zweimal packt Oma-Liese heute die Kugel aus. Die Sonne stellt heute keine Gefahr dar, ganz im Gegensatz zu Pisa, wo Opas Rucksack und die Tasche vom Weitwinkelobjektiv Brandmale davon getragen haben. Ratzfatz geht das, wenn die Sonne scheint. Da muss die Oma schneller als die Feuerwehr sein, wenn sie ein Foto knipsen mag. Der Opa muss den Schatten spenden bis die Oma die richtige Einstellung und die beste Kameraposition gefunden hat und dann geht’s in Sekundenschnelle, bis ein kleines Feuerchen entfacht ist…

Heute aber, der Himmel verrät es, gibt die Sonne nicht den Takt an.

Die Zeit bis zur Kuppelbesteigung ist genutzt und pünktlich wie die Handwerker lassen uns die Wärter der Domkuppel ein, damit wir ordnungsgemäß die Sicherheitsschleuse passieren können.

Dann stapfen wir im Pulk 463 Stufen hoch, eine erste Pause gibt’s etwa auf halber Höhe , wo wir von einer Delegation von Bischöfen empfangen werden. Michelangelo hatte die Herren einstmals entworfen, ausgeführt wurden die Steinmetzarbeiten aber von anderen Handwerkern.

Wieder heißt es Treppen steigen, für eine kleine Verschnauf- und Trinkpause zwischendurch ist kaum Gelegenheit, bis wir endlich im Inneren der Kuppel die Gemälde von Vasari zu Gesicht bekommen. Nein, für ein ordentliches Foto ist jetzt keine Zeit, die strenge Kuppelaufseherin treibt die Touristengruppe unerbittlich weiter. Zum Fotografieren sei später auch noch Zeit, meint sie.

Ein Holzbalken taucht auf! Sofort dokumentieren!

Der junge Mann vor uns gibt regelmäßig fürsorgliche Meldungen seiner Mama an uns weiter, wenn’s gefährlich wird: „Zu eng, zu niedrig, zu steil!“ Wir pfeifen alle aus dem letzten Loch. Das schweißt zusammen.

Endlich sind wir oben!!!

Von links: Museo del Bargello, Palazzo Vecchio, Galleria degli Uffizi.

Piazzale Michelangiolo, San Miniato al Monte (wahrscheinlich unsere morgigen Ziele).

Auf der Ponte Vecchio herrscht normal-dichtes Touristentreiben.

Palazzo Vecchio

Palazzo Pitti

Santa Croce

Hinter dem laaaangen Dom ist nur die goldene Kugel auf dem Dach der Battistero sichtbar, obwohl diese auch nicht gerade klein ist.

Und schon ist unsere Zeit abgelaufen und der Abstieg steht bevor.

Unerlaubterweise lassen wir uns vom Trüppchen zurückfallen, um eine Gelegenheit für ein paar heimliche Fotos einzurichten. Müssen wir jetzt ins Fegefeuer?

Schreckliches offenbart sich. Wie geht’s eigentlich zu im Himmel? Will man da freiwillig hin?

Zur Abwechslung ein Blick nach unten auf die Basis, die den direkten Weg in elysische Höhen ermöglicht.

Glücklich zieht er sich die Haut vom Leib. „Tu mr Haut et ra“ schwäbelt es der Oma unwillkürlich in den Sinn. Was läuft da schief in diesem Himmel?

Wir verlassen die himmlischen Gefilde.

Auf halber Höhe noch ein paar Werkzeuge, die schon vor gut 600 Jahren ausgereicht haben, die Kuppel des Domes so zu erbauen, dass sie noch heute von Touristenmassen im 45 Minuten-Takt begangen werden kann, ohne Schaden zu nehmen.

Da waren wir oben!

Noch einmal die Sicherheitskontrolle durchlaufen, um in den Dom zu gelangen. Könnte man einfacher organisieren, aber ist im Moment nicht zu ändern.

Wir sind im Dom:

Die beiden Reiter sind erwähnenswert, weil der Künster Paolo Uccello die Bilder einst so angelegt hatte, dass die Perspektive vom Betrachter aus gesehen stimmig ist. Das aber stieß auf Unverständnis der Geldgeber, die den jeweiligen Reiter lieber in Seitenansicht betrachten wollten. Also war Uccello genötigt, die Reiter auf ihren Pferdchen zu übermalen, damit sie der Vorliebe der Auftraggeber entsprechen würden. Folge: Die Perspektive stimmt bis heute nicht. Wurscht, Hauptsache der Chef ist zufrieden.

Dante und die drei Reiche: die Hölle, der Berg des Fegefeuers und das Paradies mit Adam und Eva, daneben Florenz.

Noch einmal der Blick in die Kuppel. Wenn man bedenkt, dass Vasari hier die Bemalung der Sixtinischen Kapelle toppen wollte, kann man nüchtern betracht nur feststellen: Netter Versuch.

Schon oben in der Kuppel fiel das dicke Tau auf, das irgendwo unten im Altarraum jemandem zu Schaffen macht. Oben registrierte der Opa eine Person, die in Bergretteruniform zu Gange war. Jetzt gehts nur noch um die Zusammenhänge, die richtig kombiniert werden müssen: Vermutlich findet regelmäßig eine Übung statt, wenn zum Beispiel so eine Oma-Liese beim Aufstieg außer Atem gerät und aus dem engen Kuppelgang gerettet werden muss. Man würde sie an dem dicken Seil aus der Kuppel direkt in den Altarraum abseilen und sie würde wie ein Racheengel aus dem Elysium herniederschweben…

Fünf Mann sind geraume Zeit damit beschäftigt, das Tau ordnungsgemäß zurück in seine Kiste zu sortieren.

Es gibt noch was zu sehen:

Kanonische Uhr mit den Köpfen von vier Propheten.

Durch das Gitter können überschüssige Münzen geworfen werden: Einfach nur als Spende für bestenfalls gute Zwecke mit oder ohne den Hintergedanken an eventuell eine Besserbehandlung vor dem Ewigen Gericht. Wie auch immer, unzählige Münzen liegen da unten schon, um mit gutem Beispiel voran zu gehen.

In der Battistero sind wir schwuppdiwupp, ohne lange Wartezeit. Nanu?

Ah, es wird restauriert. Die eigentliche Sehenswürdigkeit ist verhüllt.

Wir sollen Trost finden in einem fotografischen Abbild. Gut, Oma-Liese fotografiert die Fotografie…

usw., usw…

Als „Die Tür zum Paradies“ bezeichnete der einst im Wettbewerb unterlegene Michelangelo das Werk von Lorenzo di Ghiberti, der 21 Jahre an der Pforte gearbeitet hatte.

„Was ist los im Paradies?“ fragt sich Oma-Liese angesichts der abgebildeten Szenen.

Morgen gehen wir den paradiesischen Verheißungen mal genauer auf den Grund, wenn wir das Original der Pforte im Dom-Museum besichtigen werden.

Der Wettergott hat im Moment jedenfalls für paradiesische Wendungen gesorgt.

Pisano hatte mit seiner Tür, in der er zeigte, wie sehr ein Relief durch räumliche Tiefe beeindrucken kann, den ganzen Wettbewerb erst ausgelöst, an dem einige führende Köpfe aus der damaligen Künstlerszene teilgenommen hatten.

Auf unsrem Weg zum Busbahnhof treffen wir noch auf…

ein Karussell, das sich schon gut 100 Jahre immer im Kreis dreht,

und so dies und das…

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