In Nancy finden wir direkt vor dem Ehrenmal für die gefallen Soldaten Frankreichs einen Parkplatz, der groß genug ist für unser Womo.
Eingeweiht wurde es seinerzeit von Giscard d‘Estaing. Die Kränze davor scheinen frisch niedergelegt zu sein.
Auf Sichtweite steht Drouot mit einem kleinen dicken Kanönchen auf dem Podest und hält Wache über unser Womo, solange wir die Stadt besichtigen.
Viel gibt es wohl nicht zu besichtigen in Nancy, aber eine Basilka geht immer, denken wir.
Die Hauptportale sind verschlossen. Wir umrunden das Gotteshaus und finden erstmal keine weitere Tür.
Doch schließlich werden wir fündig: die Pforte zur Sakristei steht offen, ein wohlbelaibter Priester mittleren Alters steht in vollem Ornat Zigaretten rauchend an der frischen Luft.
Wir schöpfen Hoffnung und entdecken auch gleich ein weiteres Portal, das ebenfalls geöffnet scheint. Hinter der ersten Tür ein wenig gastfreundlicher Empfang:
und eindeutige Informationen:
und dann noch ein Schild und klare Barrieren für Christen wie uns:
Oma Liese tut was sie kann, um von den zwei Quadratmetern Kirchenboden aus, die uns zur Verfügung stehen, noch ein paar Eindrücke einzufangen. Neugotisch, 100 Jahre alt, trotzdem kein Grund, sich für seine Kirche derart zu schämen, dass man besser niemanden hineinschauen lässt. Der Geistliche, inzwischen in Zivil, rauscht geschwind an uns vorbei, damit auch ja keine Fragen nach Ausnahmen für Besichtigungen aufkommen können. Was hat der Mann wohl zu verbergen? Hat er irgendwo im Gotteshaus eine Schmuddelecke? Ist er vielleicht gar ein Messi? Oder sind ihm lediglich die angehäuften Kirchenschätze peinlich?
Der Fluchtplan weist uns den kürzesten Weg hinaus aus dem Gotteshaus.
Den Place Stanislas steuern wir an und streifen dabei noch schnell Général de Gaulle.
Der gepflegte Park führt direkt zum Place Stanislas, der sich wiederum Weltkulturerbe nennen darf.
Falls jemand dieses traurige Hundchen gesehen hat …
Notre Dame, die Kathedrale von Nancy wäre wohl noch sehenswert und kommt auch schon gleich ins Bild.
Wieder stehen wir von einem verschlossenen Hauptportal, umrunden abermals. Die Straße neben der Kathedrale scheint dem Geruch nach zu urteilen das Pissoire von Nancy zu sein, bei der Hitze (34°C) nur schwer zu ertragen.
Zu unseren Füßen liegt ins Pflaster eingelassen ein Stadtplan von 1611. Der hilft uns jetzt auch nicht weiter auf der Suche nach dem Einlass in die Kirche.
Ganz klein und kaum zu entdecken stoßen wir auf den Hinweis, dass diese Kathedrale ihre Pforten erst um 15:00 Uhr für Besucher öffen wird. In den gut 90 Minuten werden wir aber längst unterwegs nach Troyes sein. Eine Kathedrale weniger, schaaade!
Zurück beim Womo machen wir uns auf die Reise nach Troyes.
Den Bericht und die Fotos dazu gibt‘s aber erst morgen, denn Oma-Liese möchte jetzt noch den schönen Abend auf unserm Stellplatz am See genießen.
Troyes
Für 20 € verbrachten wir eine herrlich ruhige Nacht ein wenig außerhalb der Stadt an einem ehemaligen Kiesweiher. Wer mag, kann Ruder- oder Tretboot fahren, den Motorbootführerschein machen, angeln oder im See schwimmen, in einem Parcours mit Maxi-Kettcars um die Wette fahren, Minigolf spielen, sich über ein mittelgroßes Klettergerüst hangeln, den Spielplatz für die ganz Kleinen erkunden oder einfach im Pool Abkühlung suchen.
Jetzt aber zurück zum späten Nachmittag in Troyes: Wir erreichen die mittelalterliche Stadt nach zweistündiger Fahrt über langweilige Autobahnen. Außer Weideland fürs Milchvieh, irgendwo muss der köstliche Käse ja herkommen, war nicht viel sehenswertes zu entdecken. Auf der Straße nur wenig Verkehr, nicht mal ein Stau zur Abwechslung, rechts und links nur sehr vereinzelt kleine Ortschaften.
Um nicht wieder vor verschlossenen Türen zu stehen, beeilen wir uns zunächst, den Fußweg von knapp 20 Minuten direkt zur Kathedrale ohne große Fotografiererei zu nehmen.
Nur zweimal muss Oma-Liese kurz den Auslöser betätigen:
Fachwerkhäuser – wer weiß, ob es nochmal die Gelegenheit geben würde und
… ein offen stehendes Fenster, in dem kupferne Kesselchen auf Feuerstellen geheimnisvollen Inhalt vor sich hin brodeln lassen. Was hier wohl veredelt wird?
Noch ein paar verwinkelte Gassen und schon ragt die Kathedrale vor uns auf.
Die bescheidene Schatzkammer beherbergt eine kleine Anzahl Reliquien:
Außerhalb, neben der Schatzkammer befindet sich in einer Seitenkapelle ein goldener Altar mit einer kleinen Ausstellung prächtiger Messgewänder. Leider können wir keine zugehörige Beschriftung finden.
Zahlreiche Risse durch ziehen leider das alte Gemäuer. Ob die sich allerdings auf Dauer mit kleinen Pflasterchen zusammenhalten lassen?
Inzwischen ist klar: Fachwerk ist in Troyes reichlich erhalten. Ein wahrer Schatz, jedenfalls, wenn man nicht selbst für die Erhaltung aufzukommen hat.
In der Katzengasse stützen sich die Giebel der gegenüberstehenden Häuser beinahe gegenseitig ab:
Troyes ist eine Reise wert!