Lackenhäuser

Samstag, 28.09.2019

Kurz vor Mitternacht konnten wir unser Wohnmobil hier mitten im Bayerischen Wald auf dem sehr gut geführten Campingpark abstellen. Im Frühjahr waren wir schon einmal zu Gast und haben beste Erfahrungen mitgenommen.

Bei der Ankunft fällt sofort ins Auge: Gut besucht von Reisemobilen der Oberklasse ist das Gelände diesmal.

Wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen mit der Seppltruppe, ein fleißiges Team, das sich vorbildlich um den Platz kümmert. Die Blockhäuser reinigen, Betten frisch beziehen, Sanitäranlagen hygienisch sauber halten, fest installierte Haus-Zelte auf sicheren Stand überprüfen, die Grünanlagen pflegen, Schwimmbad, Naturfreibad und Außenpool instand halten, Walderholungsgelände und Kapelle pflegen, Abenteuerspielplatz in sicherem Zustand erhalten, für Bespielbarkeit von Beach-Volleyball-Anlage und Bolzplatz sorgen, Kneippanlage warten. Das alles und noch viel mehr sind Tätigkeiten, die in Lackenhäuser erledigt werden müssen, weil der Campingplatz über ein riesiges Angebot für seine Gäste verfügt.

Wer viel arbeitet darf sich auch viele und ausgedehnte Pausen gönnen. Das war bei unserem ersten Besuch hier in Lackenhäuser augenfällig. Und weil wir in den Pausen auch den stimmgewaltigen Plaudereien der Mannschaft unfreiwillig lauschen durften, verliehen wir den fleißigen, dienstbereiten Geistern liebevoll den Namen „Seppltruppe“.

Kleiner Wehmutstropfen: Die WLAN-Verbindung erlaubt kein Hochladen von Fotos. Bilder vom Aufenthalt werde ich dann eben wie gewohnt in solchen Fällen im Laufe der Woche nachreichen.

Heute früh durften wir an einem besonderen Weckdienst teilhaben: Der Bayerische Defiliermarsch tönte jäh aus einem Lautsprecher und die Teilnehmer des Reisemobiltreffens wurden zu einem gemütlichen Abschiedsfrühstück eingeladen. Herzlichen Dank an die Reisemobilisten fürs unerwartete Wecken!

Unser heutiges Ziel liegt auf österreichischem Boden: die Teufelsschüssel.

500 m vom Campingpark entfernt reservieren wir uns für heute Abend einen Tisch im Rosenberger Gut. Wir haben dort schon köstliche Erfahrungen gemacht und freuen uns aufs Abendessen.

Unser Speiselokal Rosenberger Gut, links das Rosenium, ein Alten und Pflegeheim.

Rosenium und Rosenberger Gut gehören zusammen. Ursprünglich war der gesamte Komplex das Rosenberger Gut. Adalbert Stifter verweilte dort immer wieder und schrieb hier seinen berühmtesten Roman „Witiko“, dessen Handlung auch hier in der Gegend spielt.

Ein Stück weit wandern wir auf den Witikosteig und auch auf dem Goldenen Steig bis wir einen Schlenker nach Österreich zur Teufelsschlüssel machen.

Heute scheint ein richtiger Glückstag zu werden!

Und dann gehts auch schon hinein in den Wald.

Klingt gefährlich! Wir sind mutig.

Gleich am Fuße des Dreisessel steht das Böhmerwalddenkmal.

Klares Wasser plätschert vom Berg herunter und bildet die beruhigende Klangkulisse zur Einstimmung auf die Wanderung.
Der Herbst legt ungeduldig seine Hand auf den Stein und streckt gierig seine Finger aus.
Niederbayerischer Elefant
Steinernes Meer 2,8 km, nach rechts also geht‘s weiter.
Bewusst gehen!
Neu ist nicht unbedingt besser.

Gerade eben lag noch Dunst in der Luft…

und plötzlich hinter uns kein Dunst mehr…
und vor uns auch wie weggeblasen. Zauberei.
Sitzt zufrieden auf einem Stein.

Waren es nicht eben noch 2,8 km bis zum Steinernen Meer? Wir sind schon angekommen… und die Zeit? Völlig vergessen!

Heidelbeeren sind reif
Preiselbeeren können geerntet werden

Nachdem wir das Steinerne Meer durchquert haben, stoßen wir auf ein Bänkchen mit Aussicht und nehmen unsere Obstmahlzeit ein.

Danach gehts wieder hinein ins Grün, wo uns auf außerordentlich engem und unwegsamem, steinigem und holprigem Wanderfpad mit sehr engen Kurven ein (Ehe?)-Paar um die Sechzig begegnet. Jeder von beiden schiebt sein geländegängiges, also nicht ganz leichtes E-Bike über die Piste. Wir warten das Schauspiel neben dem Weg ab, damit die zwei Sportskanonen besser zurechtkommen können. Er schiebt forsch voraus, seine Olle maulend mit sichtlichen Problemen, das Gelände zu bewältigen hinterher. Oma Liese kann ihre Klappe nicht halten und frotzelt noch: „Ich dachte, mit ’nem E-Bike geht alles viel leichter?“ und da scheitert die Radschieberin auch schon an einem kleinen Hügel und Oma-Lieses zugehöriger Opa muss der Dame Stabilität und ordentlich Schub verleihen, damit sie nicht auch noch samt ihrem Vehikel umfällt. Muss das eigentlich sein, dass jeder Touri mit dem Bikel durch die Bergwelt schottert?

Nochmal die Aussicht genießen…

Weit in die Ferne können wir nicht sehen, aber die Licht- und Farbstimmung macht gut Laune.
Klarstes Wasser
Wo kommt der Schaum her?

Wir erreichen die Deutsch-Österreichische Grenzregion und dort erwartet uns eine ganz eigene Art von Wald, der Schilderwald.

Blick zurück zum Steinernen Meer im Wolkendunst.
Auf unserer Seite wärmt die Herbstsonne.

Dann noch einmal einige Informationen vom Menschen:

und Formationen der Natur:

Wir sind der Teufelsschüssel ganz nah.

Metalltreppe und Geländer ermöglichen den Aufstieg zum Gipfelkreuz.

Da oben hat der Teufel seine Schüssel installiert:

Die Küche bleibt heute kalt, auf der Speisekarte steht Wassersuppe.

Ausblick gibt’s auch:

Steinernes Meer zwischen Dreisessel und Dreiländereck.
Flechte auf dem Gipfelfels.

Von nun an geht’s bergab nach Oberschwarzenberg.

Blick nach oben zu den Sturmschäden
Stimmung
Hinweisschild
Berauschendes
Halbstarke
Noch mehr Stimmung
Urwaldriese
zurück auf dem Goldenen Steig
Der Busfahrer hat seinen Fahrplan schon vor längerer Zeit entfernt.

Wir sind zurück im Campingpark. Schön war’s! Natur gesehen, gute Luft geatmet, auf nassen Steinen und Wurzeln konzentriert gegangen, weichen Waldboden unter den Füßen gespürt, den dumpfen Schritten gelauscht. Wir freuen uns aufs Abendessen.

Im Rosenberger Gut erleben wir eine kleine, feine Überraschung: als wir den Gastraum betreten, sitzt der Stammtisch vom Rosenium an einer großen Tafel. Zwölf bis vierzehn sehr alte Menschen aus dem Alten- und Pflegeheim gegenüber. Immer am letzten Samstag im Monat treffen sie sich hier in gemütlicher Runde zum Schmatzn (Plaudern) und Singen. Der Hausmusikant spielt auf der Ziehharmonika typische Melodien aus der Heimat auf und stimmt mit schelmischem Spitzbubenblick traditionelle, meist lustige Texte an. Wer mag und kann, singt ungezwungen mit. Auch wenn sich jemand nicht mehr gut bei Stimme fühlt ist eines an den Gesichtern der Alten deutlich abzulesen: Freude und gute Laune haben sie alle, manche sitzen beim einen oder anderen Lied in Erinnerungen versunken in der Runde. Eine feste, gerne angenommene Abwechslung ist der Stammtisch allemal.

Manche Teilnehmer werden im Laufe des Abends müde – kein Problem: eine Pflegerin bringt jeden einzelnen sicher über die Straße zurück ins Heim.

Gegen 21 Uhr bringt der Wirt dem Musikanten das Telefon. Die Tochter ist am Apparat: „Wos duat er? Winseln. Da Hund winselt. I komm glei hoam.“ Kaum den Satz ausgesprochen, packt er sein Instrument zusammen und bricht auf.

Verdutzt fragt ein Alter was los sei. Er wird aufgeklärt:“Da Hund bleart.“ „Lossn doch blearn!“ ist die Lösung des um die Gemütlichkeit gebrachten Senioren, um den Musikanten aufzuhalten. Aber der ist wohl schon fast beim Hund, so schnell wie der aufgebrochen ist.

Das kleine Erlebnis war auch noch mal besonders und das Essen war ausgezeichnet! Serviert hat es übrigens die Leiterin des Seniorenheimes.

Als wir bei Neumond zurück zum Wohnmobil schlendern, staunen wir über den überwältigenden Sternenhimmel. Damit nicht genug: seit langer Zeit sehen wir sogar die Milchstraße unglaublich deutlich!

Aufs Foto lässt sie sich von meiner Kamera leider nicht bannen, obwohl wir uns ein Fleckchen Erde ausgesucht haben, wo keine störende Lichtquelle weit und breit ist, aber dafür bleibt sie uns noch lange im Gedächtnis.

Perfekter kann ein Tag kaum verlaufen!

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