Prag

Gegen Mittag steuern wir einen P&R-Parkplatz an, um von dort mit der U-Bahn zum Hauptbahnhof zu fahren. Ab hier sind wir zu Fuß unterwegs in Tschechiens Hauptstadt. Wir sind gespannt, wie sich die Metropole entwickelt hat, seit wir zum ersten Mal im August 1989 und dann nochmals im Januar 2007 die prächtige Stadt besucht haben. Schon zwischen den beiden Pragerlebnissen lagen Welten, doch heute dürfte der Unterschied vermutlich noch wesentlich größer ausfallen.

Der erste Weg führt uns zum

Wenzelsplatz

Ein Gedenkstein erinnert an zwei Männer, die sich in sehr jungen Jahren aus Protest gegen die russische Besatzung an dieser Stelle mit Benzin übergossen und in Brand gesteckt hatten. Oma-Liese war damals noch ein Kind, hat aber die Meldungen über den Tod der beiden noch sehr gut in Erinnerung. Panzer waren damals gegen den Westen an der Grenze der damaligen ČSSR positioniert und die Lage war sehr ernst zu nehmen und für mich als Kind mehr als beängstigend.

Reiterdenkmal des Hl. Vaclav (Wenzel), Herzog von Böhmen

Wenzelsplatz in seiner ganzen Pracht und Größe

Es wird renoviert und restauriert und das seit über 30 Jahren.

Wir stehen etwa an der selben Stelle wie damals am 22. August 1989, als hier die Revolutionäre auf dem Balkon erschienen und nach langem Kampf endlich die Regierung übernehmen konnten.

Wir hatten damals an diesem Tag keine Ahnung, was wir da erleben würden. Zufällig waren wir auf dem Wenzelsplatz, den wir bis dahin nur aus Berichten zur politischen Lage kannten, als sich plötzlich mehr und mehr Menschen vor dem Gebäude einfanden, das uns aus aktuellen Fernsehbildern bekannt war. Beide wussten wir augenblicklich, genau hier an dieser Stelle mit bester Sicht auf das möglicherweise bevorstehend Geschehen verharren zu wollen. Ein unspektakuläres Auto fuhr vor, Václav Havel stieg aus und verschwand in der Tür des Hauses. Ein Raunen ging durch die Menge. Immer mehr Menschen versammelten sich. Gespanntes Warten. Dann erschienen sie auf dem Balkon: Václav Havel, Jelena Bonner, Alexander Dubček.

Wir durften Zeugen sein, wie der spätere demokratisch gewählte Präsident Václav Havel eine aufrüttelnde Rede an seine Landsleute hielt. Verstanden haben wir nicht viel, das Wort „Schlendrian“ fiel uns auf und wir durften vermuten, dass es um Aufbruch, Demokratie, Zusammenhalt und Neuanfang ging.

Zu den Vorbereitungen unserer aktuellen Prag-Reise gehörte es auch, die Fotos von damals zu digitalisieren, um eine Gegenüberstellung zu ermöglichen:

Die Tschechen, die Polen, die Ostdeutschen und noch viele Menschen aus den ehemaligen Ostblockstaaten haben es bewiesen: Gewaltfreie Demonstrationen, Beharrlichkeit, wenn es sein muss sogar das Opfer des eigenen Lebens führen schließlich doch zu Demokratie und Frieden und sollten nicht zuletzt Beispiel wie Hoffnung gebend sein für die Menschen in den aktuellen Krisen- und Kriegsgebieten der Welt.

Astronomische Uhr

Immer zur vollen Stunde findet am Rathaus ein kleines Schauspiel statt, wenn die Figuren der astronomischen Uhr zum Leben erweckt werden.

https://youtu.be/iYYE52SJsjM

Der geniale Konstrukteur und Erbauer dieser einzigartigen Uhr, Magister Hanuš, wurde nach erfolgter Fertigstellung seines Werkes geblendet, damit er nicht noch irgendwo anders auf diesem Planeten eine weitere Ausgabe seiner Schöpfung erschaffen können sollte. – Verständlich. Genauso verständlich, dass der Meister kurz vor seinem Tod auf den Turm gestiegen war, um die Uhr außer Gang zu setzen. Erst 100 Jahre später konnte die Maschinerie nach zwanzigjähriger Arbeit eines Meisters seines Faches wieder in Gang gesetzt werden.

Karlsbrücke

Die Karlsbrücke ist selbstverständlich ein Muss für jeden Prag-Besucher. Wir nähern uns der Brücke über die Moldau, nachdem wir weine weitere persönliche Erinnerungsstätte aufgesucht haben: Einen kleines Verkaufsfenster, aus dem wir damals köstlich duftende, frische Waffeln erstanden haben. Den Duft gibt’s immer noch aber in dem Fenster steht heute ein Geldautomat und der vanillige Wohlgeruch wird gegenüber von Trdelnik, einem Hohlgebäck in Rollenform verbreitet.

Sonntägliches Treiben auf der Karlsbrücke

Blick zum Hradschin mit dem Wenzelsdom

Allerlei Bootsverkehr auf der Moldau und dann bekannte Klänge…

Tatsächlich! Sie sind es wirklich! Die Brücken-Band, die uns schon 1989 mit ihren Jazzklängen in Bann geschlagen hat. Oma-Liese dokumentiert und der Opa kauft eine CD.

https://youtu.be/87RFX_on2oU

Dann die Stelle, an der der Hl. Nepomuk in die Moldau gestürzt worden war, weil er das Beichtgeheimnis der Königin nicht preisgeben wollte.

Gläubige berühren gleichzeitig das Kreuz auf dem Brückengeländer und den Leichnam Nepomuks, um einen kurzen Moment im Gebet zu verharren. Oma-Liese nutzt einen streichelfreien Moment, um ein Foto zu ergattern.

Nepomuk, die einzige Bronze unter den zahlreichen Statuen auf der Karlsbrücke.

Ein ziemlich langes Touristenschiff steuert zur Schleuse. Wir auch.

Wir erwarten das Ausflugsschiff in der Scheuseneinfahrt.

Noch ein mäßig langes Ausflugsschiff erreicht die Einfahrt, während die kleineren zur Seite fahren müssen, um dem größeren Vorfahrt zu gewähren.

Die kleinen Boote haben jetzt auch noch Platz…

während auf der Moldau die Tretbootfahrer den Sonnentag genießen.

Drei Ruderboote beeilen sich, ebenfalls noch in die Schleuse fahren zu dürfen.

aber leider schließen die Tore bereits. Schade.

So ein Sonntag in Prag auf der Moldau…

Nationaltheater

Links „die Tanzenden Häuser“, rechts Vyšehrad, die zweite Burg in Prag.

Morgen gehts hoch auf den Hradschin.

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