Prato

Ins 45 Kilometer entfernte Prato brechen wir heute auf. Das Wetter wieder sehr sonnig aber windig und daher kalt.

Der erste Weg führt uns zur Basilica Cattedrale di Santo Stefano.

Vorne rechts an der Ecke befindet sich eine Außenkanzel, die einzig dem Zweck diente, einmal im Jahr dem Volk den Heiligen Gürtel der Hl. Jungfrau Maria zu präsentieren. Auch in diesem Jahr ist es wieder soweit, nämlich in wenigen Tagen am Ostersonntag.

Auf den ersten Blick wirkt das Kircheninnere eher klein. Hat man aber die Apsis erreicht, beeindruckt das Querschiff mit seinen Kapellen, die zum Teil von Frater Filippo Lippi gestaltet sind. Der Frater hat wohl gerne gemalt und sogar in Florenz eine Werkstatt betrieben, in der er unter andern auch Botticelli ausgebildet haben soll.

Um die Fresken sehen zu dürfen, müssen wir aber zunächst das Museum besuchen. Also wieder raus aus dem Gotteshaus und links herum zum Museum. Keine Warteschlange, nur wir beide. Museum? … wollen wir eigentlich nicht aber zu Filippo Lippi führt nun mal kein anderer Weg. Wir schauen mal…

Und schon befinden wir uns mitten in den Ausgrabungen:

Kapelle S. Stefano

Dann wieder Wappen vermutlich bedeutender Beigesetzter.

Einen größeren Fund an in Reih‘ und Glied angeordneter Terracottaschüsseln hat man zu präsentieren.

Kreuzgang

Nur wenige Säulen sind erhalten und darunter nur zwei mit Kapitellen. Die haben aber dafür reichlich Biss.

Die hiesige Kirche ist stolz auf eine reichhaltige Sammlung an Jungfrauen mit Kind:

Das Original der Außenkanzel wird hier aufbewahrt und zerstörte Teile rekonstruiert:

Bei den beiden weißen Teilen handelt es sich wohl um Rekonstruktionen.

Nach unserem gestrigen Besuch in den Uffizien in Florenz kommt uns die Art der Darstellung der Heiligen Familie sehr bekannt vor, und tatsächlich handelt es sich um ein Werk aus dem Atelier Botticellis.

Filippo Lippi

Dann wieder Scherben, jede Menge Scherben. Mein Favorit: Ein Igel-Bär-Wildschwein.

Der Heilige Gürtel

… befindet sich wohl im Schränkchen unter der Jungfrau mit dem Kinde. Zur Präsentation wird er ins gläserne Gefäß umgebettet und mit der silbernen Schatulle transportiert.

Unten ist eine Nachbildung des Gürtels zu sehen. Das Original, das zu den bedeutendsten Reliquien überhaupt zählt, soll sich die Jungfrau Maria aus Kamelhaar gewebt haben…

Unter anderem das Gewand, das die Marienfigur trägt, unten links der Handschuh, der getragen werden muss, um den Hl. Gürtel zur alljährlichen Präsentation berühren zu dürfen.

Wir finden noch so dies und das…

War jetzt gar nicht so verkehrt, durchs Museum geschleust worden zu sein. Wir haben’s geschafft und besitzen nun die Reife, die Filippo Lippi-Fresken sehen zu dürfen.

Noch eine weitere Begebenheit aus dem Alten Testament hat Lippi detailgenau an die Wand gepinselt:

Reichlich grausig, was der malende Mönch da zu Werke gebracht hat. also nochmal im Detail:

Es handelt sich um das Festmahl des Herodes.

Die Tanzende ist Salome. Modell gestanden für Salome hat die Geliebte des kunstbegabten Fraters.

Ja, ein Kopf wird da im Brotkörbchen zu Tische getragen.

Der Enthauptete ist Johannes der Täufer.

Wir werfen noch ein, zwei Blicke in die benachbarten Kapellen, die allerdings nicht von Lippi gestaltet worden sind.

Es wird Zeit, sich draußen vor den Portalen in der Sonne bei einem Äpfelchen von all dem Grauen zu erholen.

Danach haben wir noch Lust auf einen kleinen Rundgang durch die Stadt.

Rathaus

San Francesco

Fontana dei Delfini

Santa Maria delle Carceri, Castello del’Imperatore

Für eine kurzen Moment eine autofreie Straße in Prato.

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