Čerchov und Trenck

Für heute haben wir uns viel vorgenommen: Eine längst fällige Wanderung und ein längst fälliges Festspiel.

Zuerst wird gewandert. Ziel ist der Čerchov. Warum diese Wanderung längst fällig ist? Weil auf dem Čerchov das tschechische Pendant zu den Nato-Abhörtürmen auf dem Hohenbogen steht, wo der Opa ziemlich genau vor 40 Jahren seinen Dienst bei der Bundeswehr absolvierte. Die tschechische Sprache, bzw. die tschechische Fachsprache hatte er sich während der Grundausbildung in Daun in der Eifel angeeignet. Abgehört wurde seinen Erzählungen zur Folge nicht nur dienstliches, sondern vor allem an Wochenenden auch so dies und das…

„Heute schließt sich ein Kreis“ beteuert der Opa während der Wanderung mehrmals und seine Gedanken schweifen in die Vergangenheit. Er versucht, sich dabei auch die tschechischen Kollegen und ihre Situation vorzustellen. Ein Treffen wäre vielleicht sogar mal ganz nett, ein Austausch…

Wir wandern direkt vom Campingplatz am Perlsee los.

Die Sonne verhilft den Perlen auf dem See zum glänzenden Auftritt.

Wie man unschwer erkennen kann, ist der Hang am Platz ziemlich schräg. Da können wir mit unseren Keilen nur noch das Schlimmste ausgleichen, aber dafür steht uns ein vergleichsweise großes Areal für unser relativ kleines Fahrzeug zur Verfügung.

Damit wir der Aufgabe einer anstrengenden Wanderung standhalten können, unterziehen wir uns gleich zu Beginn einem kleinen Fitnesstraining.

Wir fühlen uns aufgewärmt, haben uns Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer antrainiert.

nachdem wir uns über das erforderliche Fachwissen zur natürlichen Umgebung gegenseitig abgefragt haben,

ermuntert uns die freundliche Krankenkasse zu einem weiteren Fitnesstraining. Wenn wir nicht heute Abend auch noch etwas vorhätten, nähmen wir das Angebot wirklich gerne an…

Nur noch kurz informieren, wo’s lang geht und dann aber. Aha, 3,5 Kilometer sind bereits zurückgelegt, es liegen noch 6,5 km vor uns. Zeit haben wir genug, denn die Vorstellung am Abend beginn erst um 21:00 Uhr.

Bildl an der Bildlfichte

Eine Woche vor Kriegsende ließen diese Menschen hier für die Verteidigung eines Waldgebiets ihr Leben.

Linde an einer Weggabelung

Wissen

Wir stapfen übrigens auf dem Schneeschuhwanderweg entlang, ohne vorher irgendwelche Kenntnisse über diese Sportart angeboten bekommen zu haben. Wenn das mal gut geht!

Rauchschwaden schwängern die Luft.

Wolfskunst

Die Biertische bekunden: Gestern war feierliches Entzünden des Holzstapels.

Köhlerwerkzeug

Nächstes Ziel: Teufelsbrücke

Der Teufel sitzt an Ort und Stelle, aber wo ist die Brücke? Wir finden stattdessen ein Wasserrad. Auch schön!

Fingerhut. Finger weg!

Müsste der feurige Perlmutterfalter sein, jedenfalls wenn ich die Punkte auf der Flügelunterseite richtig lese.

Landkärtchenfalter

Keine Spur mehr von der Mühle, nichts. Nur Wald. Die Natur holt sich alles zurück.

Diesmal „Familie Wasserhahn“, die Oma hat auf dem Weg von der Rückansicht zur Vorderansicht das Objektiv gewechselt und nun passt der Eisenhaufen leider nicht mehr in seiner Gänze aufs Bild, sodass jetzt eben genau nicht zu erkennen ist, woher das Kunstwerk mitten im Wald seinen Namen hat. Macht nix!

Bildl auf der Bildlbuche

Schilderwald: Muss die Grenze sein.

Einen Auerhahn in freier Wildbahn zu erleben, das wäre schon mal was! Da müsste die Oma mit dem Opa mal seeeehhhhr früh am Tag aufstehen…

Näher ran!

Die Natur…

Brunnhäusl, ehemalige Jagdhütte

Denkmal für einen grausam zu Tode gestürzten Gendarmen. Wer mehr wissen möchte, kann ja googlen. Grausig, grausig, grausig.

Blutweidrich

Wir haben unser Ziel erreicht. Ab jetzt übernimmt der Opa mal das Texten.

Da saßen die tschechischen “Kollegen“ drin und übersetzten deutsche Funkmeldungen.
Abgesichert mit Elektrozäunen und aggressiv abgerichteten Hunden zwischen den Zäunen. Bei uns mussten das die armen Soldaten aus der Kaserne in Cham erledigen.
Neumark, heute Vseruby
Sender am Hohenbogen.
In Sichtweite links “mein“ Turm am Hohenbogen, den rechten gab es damals noch nicht.
Arber
Drachensee, gab´s damals auch noch nicht.
Furth
Eschlkam und Neukirchen b. hl.Blut
Domazlice, Taus
Osser
Großer Falkenstein
Die kleine Kuppel rechts im Wald gehört der Annaberger Kirche, wo mein Vater Kommunion hatte, heute Tanaberk.
Babylon, ehem. Touristenzentrum
Im Gebäude links hatten wohl die Kollegen die Auswahl zwischen Frischwurst- und Dauerwurstsemmeln, und wenn sie Glück hatten, Schweizer Wurstsalat. Oder böhmischem.
Unser Campingplatz am Perlsee, alles unter Kontrolle….
Die tschechischen Kollegen hatten eindeutig den besseren Blick über den bayerischen Wald, das muss man neidlos anerkennen. Allerdings leider die Fenster zur falschen Seite. Tragisch!
Der ursprüngliche Aussichtsturm, der lange vor den Gebäuden für den Lauschangriff da war.
Die Eintrittskarten ermöglichen den Blick in alle Himmelsrichtungen.

Ab hier ist die Oma-Liese wieder zuständig:

Kleiner Feuerfalter

Moos, kurz vor der Blüte

Ein letztes Mal Geschichte – könnte auch am Beginn stehen? Vermutlich liegt es daran, das wir nicht den offiziellen Wanderweg von Waldmünchen aus genommen haben, sondern vom Perlsee losgewandert sind. Der Rückweg endet jedenfalls in Waldmünchen und ich bin dankbar, dass der Opa sich gegen die offizielle Route entschieden hat, denn der Weg hinunter nach Waldmünchen ist schon verflixt steil und unwegsam. Die Vorstellung von einem solchen Anstieg am Beginn der Wanderung lässt mich vermuten, das wir bei den Tagestemperaturen heute nicht sehr weit gekommen wären.

20 Kilometer und rund 600 Höhenmeter bergauf und wieder bergab spüren wir deutlich in unseren Füßen und sind glücklich, wieder am Wohnmobil angekommen zu sein.

Bis zum Festspiel haben wir noch fast drei Stunden Zeit.

Trenck, der Pandur vor Waldmünchen

Als wir zu Fuß in der Stadt ankommen, sind auch schon deutlich näher kommende Trommel- und Piccoloflötentöne vernehmbar, begleitet von marschierenden Soldatenstiefeln und Hufgeklapper.

September 1742. Alltag in der Bürgerschaft von Waldmünchen. Dieser wird gestört durch das Gerücht, dass Freiherr von der Trenck mit seinen wilden Panduren in der Oberpfalz eingefallen ist. Ein schwer verletzter Flüchtling berichtet vom Massaker, das Trenck in Cham angerichtet hat. Der Bürgermeister ordnet an, die Stadt zu befestigen. Die Bürger bewaffnen sich. Dann trifft Trenck mit seinen Panduren im wilden Ritt vor Waldmünchen ein und schlägt sein Lager auf. Mit dabei ist Kathi Schwab, die er aus Cham entführt hat. Die Stadt wird erstürmt und ergibt sich. Auf Bitten von Kathi verschont er die Bürgerschaft. Ein Bote der Kaiserin Maria-Theresia befiehlt Trenck, weiter nach Osten zu ziehen. Trenck lässt Kathi frei, sie bleibt aber freiwillig bei ihm. Die Panduren brechen auf. In Waldmünchen kehrt der Alltag zurück. Ratsherr Sepp vergisst wie immer seine Perücke. Zwei Jahre später kehrt Trenck mit Kathi zurück, diesmal als willkommener Gast. Eine Abordnung aus Wien nimmt den Pandurenoberst aufgrund von Intrigen seiner Neider gefangen. Kathi bleibt in Waldmünchen zurück.

Geschichte, Action, Humor und viele Szenen wie aus einem Gemälde.

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