Seven Oaks – Knole House

300 Kilometer Rückreise bis Seven Oaks stehen bevor, um dort Knole House einen Besuch abzustatten.

Knole House wurde im frühen 17. Jhdt. im damaligen Jakobinischen Stil erbaut und zeichnet sich dadurch aus, dass alles im Landsitz aus der Zeit stammt, sich also nicht im Laufe der Jahrhunderte ein bunter Mix mehr oder weniger zusammen passender Gegenstände angesammelt hat und sich niemand traut, überflüssige Teile auszusortieren.

Einer dieser einsam gelegenen, romantischen, typisch englischen Landsitze.

Aber bitte nicht täuschen lassen! Hinter dem vertrockneten Rasen lauert die bittere, blecherne Realität:

… und weil‘s so gut dazu passt, hat der Opa unseren Landsitz gleich mal dazu gestellt und zwar deutlich sichtbar in den Vordergrund.

Hat sich die Oma-Liese jetzt ins Deer-Gehege verlaufen oder ist das Kitz ausgebüxt? Und ist das nicht ein sehr groß geratenes Kitz? Etwa ein junger Hirsch? Mit einer besorgten Hirschkuh im Schlepptau? Ganz ruhig, Oma-Liese, ganz ruhig. Jetzt erst mal ein paar Fotos schießen, solange es noch geht…

Ja, komm nur gleich mal zur Oma…

Oh, another one!

Mehrere Väter gibt es auch dazu, und obendrein noch in allerlei bunten Farben. Nice, to see you! Enjoy your afternoon!

Wie gewohnt gibt es auch hier zuverlässig einen Wärter, der jederzeit gerne bereit ist, Fragen zu beantworten:

Wir sind bereit für Knole House.

Das Fähnchen hängt leider etwas lustlos im müden Windchen herum. Oma-Liese wartet und wartet… bis endlich genug Energie dem Tüchlein seine volle Schönheit entlocken kann:

Man lüftet in Knole House.

Eine überaus bemühte (Eintritts)-Kartenleserin empfiehlt uns innigst, zuerst den Turm zu besuchen, bevor wir den Herrensitz betreten. Dann fügt sie mit dem Bleistift zwei Striche hinzu auf ihrem College-Block in ihrem 5-er-Strich Zählsystem. Als der Opa vor Betreten des Turmes noch gewisses erledigt hatte, lässt sie sich abermals die Eintrittsberechtigung zeigen und fügt zum wiederholten mal zwei Striche hinzu. Ihr persönlicher Beitrag zu einer guten Besucherauslastung.

Der letzte Nachkomme der Familie hat zu seinen Lebzeiten wohl beschlosssen, sich von all dem ahnenbelasteten Mobiliar zu distanzieren und in den Turm zu ziehen: Eine Etage, ein Raum, zwei Etagen gibt‘s.

Bis auf‘s Dach dürfen wir, wo wir einen Blick auf die Uhr werfen:

Das Fähnchen hält sich wacker…

Beim Abstieg über die Wendeltreppe stößt der Oma auf, dass sie keinen Eintritt zu dem Raum bekommen wird, der sie am meisten interessieren würde.

Jetzt ins Hauptgebäude. Opas umbrella muss draußen abgestellt werden.

Soso!

Original aus der Zeit?

Schaltzentrale

Jetzt ein kleiner unumgänglicher Umweg:

Chinesisches Porzellan, 300 Jahre alt, alarmgesichert.

Wieder einer dieser völlig überdimensionierten Angeber-Billardtische, wo man Armverlängerungen benötigt, um die Kugeln zu erreichen.

Eine Krone? Wer hat hier je eine Krone gebraucht?

Teil zwei der Brown Gallery darf jetzt besichtigt werden:

Gewiss, auch von diesem Bett habe ich ein Foto. Welche Bewandtnis hat es jedoch mit der Sanduhr?

Hat der Plagiateur aus dem Gedächtnis gemalt oder hat er bewusst spiegelverkehrt abgekupfert?

Raphael hätte niemals seinen Ruhm erlangt, hätte er so schlecht gemalt wie sein englischer „Kopierer“.

Diesmal alles hinter Glas. Nie benutzt vom King, denn der ist nie im Landsitz der Sackvilles aufgetaucht. Vielleicht war die Krone für den König gedacht? Zum “Wäschewechseln“ so zu sagen?

In den ehemaligen Stallungen nehmen wir den 4 o‘clock-Tea:

??? – Klar, hätte es natürlich auch gegeben, aber wir wollen heute mal etwas völlig Verrücktes wagen und anderes Gebäck kosten.

Ein heftiger englischer Landregen hat inzwischen unser Herrenhaus gründlich abgeduscht. Das Fähnchen gleicht jetzt eher einem nassen Handtuch.

Den Park lassen wir heute links liegen, obwohl dort die Beatles Videos zu ihren berühmten Liedern „Strawberry Fields Forever“ und „Penny Lane“ gedreht haben, eines der ersten Musikvideos überhaupt.

In Seven Oaks betreibt der Spezialist für Schuluniformen einen kleinen, aber feinen Shop. Die aktuelle Schulmode für das Schuljahr 2022/23:

Im Nachgang stößt der Opa bei Recherchearbeit auf Ungereimtheiten: Vita hieß die eigentlich bedeutsame Schriftstellerin in der Familie. Diese hatte sich aber wohl von der Familie distanziert, nachdem sie als Frau nicht als Erbin in Frage gekommen war. Außerdem soll sie mit Virginia Woolf liiert gewesen sein. Hat man uns diese Kleinigkeiten einfach vorenthalten oder hätten wir die Beschreibungen genauer studieren sollen?

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