Falkenstein

Oma-Liese hat heute eine gehörig anstrengende Wanderung hinter sich gebracht. Gemeinsam mit dem Opa hat sie den Falkenstein erklommen.

Anfangs war die Oma beinahe schon etwas ärgerlich, weil ein reichlich langes Stück Weges auf asphaltierter Straße verlief und die Oma naturbelassene Wege bevorzugt, wenn sie sich zusammen mit dem Opa auf eine Bergtour im Bayerischen Wald einlässt.

Als sie schon fast beschlossen hatte, deswegen umzukehren, kam endlich der Wegweiser ins Bild, der Aussicht auf Naturpfade verhieß. Und so war’s dann auch – manchmal sogar ein bisschen zu naturbestimmt.

Die Totenbretter stehen am Beginn der Wanderung über Stock und Stein.
Zwei Drittel des Weges begleitet uns der Höllbach mit seinem Geplätscher.
Immer wieder liegen Bäume quer über den Bach oder über unseren Weg.

Schon im Mittelalter gingen im Höllbach Goldsucher ihrem Glück auf die Spur, jedoch mit eher mäßigem Erfolg. Anfang des Zwanzigsten Jahrhunderts versuchte ein Optimist, die Goldsuche in Lindberg am Falkenstein industriell aufzuziehen, was allerdings ebenso zum Scheitern verurteilt war. 2015 war es endlich soweit: ein Hobbygoldsucher fand ein fast 20 Gramm schweres Nugget, was wiederum die Initialzündung für einen wahren Ansturm von Goldbesessenen war. (Der Fund ist damals durch den Geologen und Mineralogen Fritz Pfaffl bestätigt worden.)

Bei herrlich sonnigem Wetter wandern wir recht steil den Falkenstein hinauf, während uns auf einigen Wegstrecken das Wasser entgegen kommt, das bis gestern eine Woche lang als Dauerregen nieder gegangen ist.
Versteinerter Biber in der Bachkurve.

An der Höllbachschwelle sind genügend Sitzgelegenheiten vorhanden, sodass alle hungrigen Wanderer ihre Brotzeit in Ruhe verzehren können.

Der See, die Höllbachschwelle war ursprünglich als Holzsammelstelle gedacht, von der aus die Baumstämme mit dem Höllbach talwärts transportiert wurden. Heute springen muntere Fische aus dem Wasser, um nach Insekten zu schnappen.

Gut erholt brechen wir auf. Neunzig Minuten noch bis zum Gipfel.

Den Namen dieser Grazie im Look der 20er Jahre wüsste ich gerne.

Der Weg hat seine Tücken: immer länger werden die Strecken, die wir uns mit den Quellbächen des Höllbaches teilen müssen. Um den Sumpf herum balancieren, von Stein zu Stein zielen, zwischen matschverdreckten oder im klaren Bergwasser frisch gewaschenen Schuhen entscheiden und dabei ständig Höhenmeter überwinden – eine Herausforderung, die Aufmerksamkeit fordert und den Alltag vollkommen vergessen macht.

Am Höllbachfall kommt uns der Wanderweg plötzlich völlig abhanden. ???

Da steht zwar unübersehbar ein Wegweiser aber wo ist der Weg?

Jenseits des Wasserfalls ist der Weg gesperrt, um brütende Falken – wir wandern auf dem Falkenstein – nicht bei der Brutpflege zu stören.

Wir werden fündig: Rechts geht es auf schmalstem Pfad in einzelnen Trittwurzeln, -steinen, -mulden höllisch steil nach oben. Vor einer vom ablaufenden Wasser glitzernden Felswand angekommen, führt der Weg auf Gelände mit geringerer Steigung immer weiter nach oben.

Fast alle Trittsteine wackeln nicht.
Auch an diesem Übergang ermöglichen die meisten Steine sicheren Halt.
Ab hier ändert sich das Gelände: es wird flacher.
Und es riecht… ja, ganz deutlich nach Schweden! Das mag an den Heidelbeeren liegen und am dazugehörigen Boden, wie ich vermute.
Da oben in den Baumwipfeln rauscht es ziemlich laut.
Wir erreichen die Schachten. Heute ein Meer von Heidelbeeren, früher im Sommer Weideland für Rinder.
Auch auf dem Falkenstein haben Stürme und Borkenkäfer am aktuellen Erscheinungsbild der Natur kräftig mitgewirkt.
Eine sehr besondere, typische Schönheit ist diesen bizarren, sturmgeschaffenen Landschaften des Bayerischen Waldes zu eigen.
Die Kahlheit hier oben erlaubt einen Blick ins benachbarte Tschechien.
Ein Viertelstündchen noch bis zum Gipfel.
Vorne der Osser mit seinen zwei Gipfeln, im Hintergrund der ehemalige Turm mit Abhöranlage auf dem Hohenbogen. Hier hat der Opa in Zeiten des Kalten Krieges seine Tschechisch-Kenntnisse erworben.
Die Kapelle steht direkt unterhalb des Gipfels. Daneben einige Totenbretter, die an verdiente Mitglieder der Bergwacht erinnern.
Der Hüttenwirt betreibt einen ziemlich großen Gastbetrieb. Wie wir vom Ranger erfahren, wurde die Hütte erst im vergangenen Jahr erbaut.

Angekommen am Gipfelkreuz!

zuerst von hinten…
dann auch von der sonnenbeschienenen Seite. Wenige Menschen, zwei Bänke, Aussicht.
Frauenau
Der Admiral ist auch hier.

Wir machen uns wieder auf den Rückweg.

Der rote Weg ist die wegen der Falken gesperrte Route.
Das Waldbrettspiel
Hier will der Auerhahn nicht gestört werden. Schön zu wissen, dass er wohl ganz in der Nähe sein muss.

Beim Abstieg nutzen wir ein Stück des Iron-Curtain-Trail, eigentlich eine Strecke für bergtaugliche Radfahrer. Uns bringt sie unkompliziert nach unten, was wir heute sehr schätzen, denn Oma-Liese und der Opa sind voll auf ihre Kosten gekommen und haben noch ca. eine Stunde Fahrtzeit zum Campingpark vor sich, wo ein wohlverdientes Abendessen wartet.

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