Eine Fähre früher schaffen wir. Um 10 Uhr können wir mit dem Flexi-Ticket bereits übersetzten, statt erst mit der nächsten um 12:00 Uhr. Wer früh dran ist, erfährt auch von den Grenzern besondere Aufmerksamkeit: Die Französin ist gnädig, wirf nur einen kurzen Blick in den Kofferraum und verzichtet auf eine nähere Inspektion des Caravans. Sie steigt gar nicht erst ein.
Die Briten nehmen’s wie immer etwas genauer. Nein, nicht wie immer, denn im vergangenen Jahr war’s eher unterhaltsam mit dem freundlichen, jungen Grenzbeamten, der jedes einzelne Fach als „Super“ befand. Er wusste den hausfraulichen Ordnungssinn der Oma-Liese wahrhaftig zu schätzen. All die sorgfältig einsortierten Stapel an Wäsche, Kleidung, Vorräten wusste er wahrhaftig zu würdigen mit seinem zackigen „Super!!!“ Die Oma erinnert sich immer noch gerne an den unkomplizierten Knaben, der sich absolut wohl fühlte in seiner korrekten, einschüchternden Uniform.
Nein, heute schwebt eine Drohne über dem Gelände und hält mit ihrem programmierten Facettenauge das Prozedere unerbittlich im Blick, sendet jede Nachlässigkeit an die oberste Hornisse und wehe dem …
Na, jedenfalls steigt der Brite mit seinen Sicherheits-Springerstiefeln in Oma-Lieses sauberen Caravan und untersucht alles ganz genau. Nein, er kommt bestens selbst zurecht, er untersucht alle Schränke im Alleingang, er ist auf eine Führung nicht angewiesen, die Oma kann ganz entspannt vor ihrem Reisedomizil verharren, während der Brite sich im Caravan einen Überblick verschafft. Konnte nichts finden. Kein gar Nix.
Nachdem die frühe Ankunftszeit nun also sinnvoll genutzt worden ist, geht’s auch schon recht zügig hinein in die Fähre.
Immer hinter dem niederländischen Nugget her, der schon seit mindestens seit einer Stunde ebenso wacker wie sinnlos seinen Heckscheibenwischer aktiviert hat.
Die Fähre legt ab, dreht in der Mole und steuert durch die Hafenausfahrt.
Der Opa und die Oma-Liese finden den mittelsten aller mittleren Plätze ganz vorne in der Fähre frei vor.
Der Kanal gibt heute ein paar Wellen zum Vergnügen der Passagiere zum Besten.
Das Meer fordert unsere Fähre heraus. Es wogt, es kräuselt sich, es brandet an, es entwickelt Gischt und zaubert aus dem Nichts kleine Regenbögen. Die Kinder an Bord, die sich erfolgreich aus dem Bord-Bällebad befreien konnten, jubeln glückselig.
Das Anlegemanöver in Dover beginnt. Zeit, zu unserem Gespann zurückzukehren.
In bester Gesellschaft steht unser Wohnwagen an seinem Platz, bereit für den Linksverkehr.
125 km und 90 Minuten später steht der Wohnwagen an seien Platz in Abbey-Wood. Die Basilikum-Plantage schien sich auch schon akklimatisiert zu haben. Danach setzt Regen ein. London eben. Kachelmann hatte es prophezeit…
Ein Signalfehler in S-Bahnnetz beschert uns einen Abstecher zur Haltestelle „Canary Wharf“. Das freut die Oma-Liese, denn das Viertel strotzt zwar vor Wolkenkratzern, aber da waren eben richtig gute Architekten am Werk. Schade, dass gerade jetzt das event mit den „cats and dogs“ steigt… Hoffentlich ist später noch das eine oder andere Foto möglich.
Wir steigen aus unserer Elizabeth-Line um und lassen uns bis Greenwich Docks chauffieren. Eine Stunde haben wir noch Zeit, ehe die „Cutty Sark“ für heute die Schotten dicht macht.
Die „Cutty Sark“ lief im Jahr 1869 vom Stapel und war für die Verschiffung von Tee gebaut worden.
Was verbirgt sich eigentlich unter der grünen Kuppel?
Ein Tunnel unter der Themse hindurch! 1902 erbaut, im Zweiten Weltkrieg durch Bomben stark beschädigt und heute seit 2012 (Olympische Sommerspiele) nach Renovierungsmaßnahmen als Durchgang wieder für die Öffentlichkeit wieder zugänglich.
Ohne Kontrolle macht das Brechen von Regeln gar keinen rechten Spaß.
Old Royal Naval College (das Gemäuer birgt ein Canaletto-Gemälde!)
Müllverbrennungsanlage, im Vordergrund „Tower of London“ im Zwergenformat.
Auf der Rückfahrt noch mal zu Canary Wharf! Da hat sich Oma-Liese auf der Hinfahrt für später noch einige Photo-Objekte vorgemerkt.
So, fertig, die Elizabeth-Line fährt uns zurück nach Abbey Wood.
Sonnenblumen lachen bei jedem Wetter.