Čerchov und Trenck

Für heute haben wir uns viel vorgenommen: Eine längst fällige Wanderung und ein längst fälliges Festspiel.

Zuerst wird gewandert. Ziel ist der Čerchov. Warum diese Wanderung längst fällig ist? Weil auf dem Čerchov das tschechische Pendant zu den Nato-Abhörtürmen auf dem Hohenbogen steht, wo der Opa ziemlich genau vor 40 Jahren seinen Dienst bei der Bundeswehr absolvierte. Die tschechische Sprache, bzw. die tschechische Fachsprache hatte er sich während der Grundausbildung in Daun in der Eifel angeeignet. Abgehört wurde seinen Erzählungen zur Folge nicht nur dienstliches, sondern vor allem an Wochenenden auch so dies und das…

„Heute schließt sich ein Kreis“ beteuert der Opa während der Wanderung mehrmals und seine Gedanken schweifen in die Vergangenheit. Er versucht, sich dabei auch die tschechischen Kollegen und ihre Situation vorzustellen. Ein Treffen wäre vielleicht sogar mal ganz nett, ein Austausch…

Wir wandern direkt vom Campingplatz am Perlsee los.

Die Sonne verhilft den Perlen auf dem See zum glänzenden Auftritt.

Wie man unschwer erkennen kann, ist der Hang am Platz ziemlich schräg. Da können wir mit unseren Keilen nur noch das Schlimmste ausgleichen, aber dafür steht uns ein vergleichsweise großes Areal für unser relativ kleines Fahrzeug zur Verfügung.

Damit wir der Aufgabe einer anstrengenden Wanderung standhalten können, unterziehen wir uns gleich zu Beginn einem kleinen Fitnesstraining.

Wir fühlen uns aufgewärmt, haben uns Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer antrainiert.

nachdem wir uns über das erforderliche Fachwissen zur natürlichen Umgebung gegenseitig abgefragt haben,

ermuntert uns die freundliche Krankenkasse zu einem weiteren Fitnesstraining. Wenn wir nicht heute Abend auch noch etwas vorhätten, nähmen wir das Angebot wirklich gerne an…

Nur noch kurz informieren, wo’s lang geht und dann aber. Aha, 3,5 Kilometer sind bereits zurückgelegt, es liegen noch 6,5 km vor uns. Zeit haben wir genug, denn die Vorstellung am Abend beginn erst um 21:00 Uhr.

Bildl an der Bildlfichte

Eine Woche vor Kriegsende ließen diese Menschen hier für die Verteidigung eines Waldgebiets ihr Leben.

Linde an einer Weggabelung

Wissen

Wir stapfen übrigens auf dem Schneeschuhwanderweg entlang, ohne vorher irgendwelche Kenntnisse über diese Sportart angeboten bekommen zu haben. Wenn das mal gut geht!

Rauchschwaden schwängern die Luft.

Wolfskunst

Die Biertische bekunden: Gestern war feierliches Entzünden des Holzstapels.

Köhlerwerkzeug

Nächstes Ziel: Teufelsbrücke

Der Teufel sitzt an Ort und Stelle, aber wo ist die Brücke? Wir finden stattdessen ein Wasserrad. Auch schön!

Fingerhut. Finger weg!

Müsste der feurige Perlmutterfalter sein, jedenfalls wenn ich die Punkte auf der Flügelunterseite richtig lese.

Landkärtchenfalter

Keine Spur mehr von der Mühle, nichts. Nur Wald. Die Natur holt sich alles zurück.

Diesmal „Familie Wasserhahn“, die Oma hat auf dem Weg von der Rückansicht zur Vorderansicht das Objektiv gewechselt und nun passt der Eisenhaufen leider nicht mehr in seiner Gänze aufs Bild, sodass jetzt eben genau nicht zu erkennen ist, woher das Kunstwerk mitten im Wald seinen Namen hat. Macht nix!

Bildl auf der Bildlbuche

Schilderwald: Muss die Grenze sein.

Einen Auerhahn in freier Wildbahn zu erleben, das wäre schon mal was! Da müsste die Oma mit dem Opa mal seeeehhhhr früh am Tag aufstehen…

Näher ran!

Die Natur…

Brunnhäusl, ehemalige Jagdhütte

Denkmal für einen grausam zu Tode gestürzten Gendarmen. Wer mehr wissen möchte, kann ja googlen. Grausig, grausig, grausig.

Blutweidrich

Wir haben unser Ziel erreicht. Ab jetzt übernimmt der Opa mal das Texten.

Da saßen die tschechischen “Kollegen“ drin und übersetzten deutsche Funkmeldungen.
Abgesichert mit Elektrozäunen und aggressiv abgerichteten Hunden zwischen den Zäunen. Bei uns mussten das die armen Soldaten aus der Kaserne in Cham erledigen.
Neumark, heute Vseruby
Sender am Hohenbogen.
In Sichtweite links “mein“ Turm am Hohenbogen, den rechten gab es damals noch nicht.
Arber
Drachensee, gab´s damals auch noch nicht.
Furth
Eschlkam und Neukirchen b. hl.Blut
Domazlice, Taus
Osser
Großer Falkenstein
Die kleine Kuppel rechts im Wald gehört der Annaberger Kirche, wo mein Vater Kommunion hatte, heute Tanaberk.
Babylon, ehem. Touristenzentrum
Im Gebäude links hatten wohl die Kollegen die Auswahl zwischen Frischwurst- und Dauerwurstsemmeln, und wenn sie Glück hatten, Schweizer Wurstsalat. Oder böhmischem.
Unser Campingplatz am Perlsee, alles unter Kontrolle….
Die tschechischen Kollegen hatten eindeutig den besseren Blick über den bayerischen Wald, das muss man neidlos anerkennen. Allerdings leider die Fenster zur falschen Seite. Tragisch!
Der ursprüngliche Aussichtsturm, der lange vor den Gebäuden für den Lauschangriff da war.
Die Eintrittskarten ermöglichen den Blick in alle Himmelsrichtungen.

Ab hier ist die Oma-Liese wieder zuständig:

Kleiner Feuerfalter

Moos, kurz vor der Blüte

Ein letztes Mal Geschichte – könnte auch am Beginn stehen? Vermutlich liegt es daran, das wir nicht den offiziellen Wanderweg von Waldmünchen aus genommen haben, sondern vom Perlsee losgewandert sind. Der Rückweg endet jedenfalls in Waldmünchen und ich bin dankbar, dass der Opa sich gegen die offizielle Route entschieden hat, denn der Weg hinunter nach Waldmünchen ist schon verflixt steil und unwegsam. Die Vorstellung von einem solchen Anstieg am Beginn der Wanderung lässt mich vermuten, das wir bei den Tagestemperaturen heute nicht sehr weit gekommen wären.

20 Kilometer und rund 600 Höhenmeter bergauf und wieder bergab spüren wir deutlich in unseren Füßen und sind glücklich, wieder am Wohnmobil angekommen zu sein.

Bis zum Festspiel haben wir noch fast drei Stunden Zeit.

Trenck, der Pandur vor Waldmünchen

Als wir zu Fuß in der Stadt ankommen, sind auch schon deutlich näher kommende Trommel- und Piccoloflötentöne vernehmbar, begleitet von marschierenden Soldatenstiefeln und Hufgeklapper.

September 1742. Alltag in der Bürgerschaft von Waldmünchen. Dieser wird gestört durch das Gerücht, dass Freiherr von der Trenck mit seinen wilden Panduren in der Oberpfalz eingefallen ist. Ein schwer verletzter Flüchtling berichtet vom Massaker, das Trenck in Cham angerichtet hat. Der Bürgermeister ordnet an, die Stadt zu befestigen. Die Bürger bewaffnen sich. Dann trifft Trenck mit seinen Panduren im wilden Ritt vor Waldmünchen ein und schlägt sein Lager auf. Mit dabei ist Kathi Schwab, die er aus Cham entführt hat. Die Stadt wird erstürmt und ergibt sich. Auf Bitten von Kathi verschont er die Bürgerschaft. Ein Bote der Kaiserin Maria-Theresia befiehlt Trenck, weiter nach Osten zu ziehen. Trenck lässt Kathi frei, sie bleibt aber freiwillig bei ihm. Die Panduren brechen auf. In Waldmünchen kehrt der Alltag zurück. Ratsherr Sepp vergisst wie immer seine Perücke. Zwei Jahre später kehrt Trenck mit Kathi zurück, diesmal als willkommener Gast. Eine Abordnung aus Wien nimmt den Pandurenoberst aufgrund von Intrigen seiner Neider gefangen. Kathi bleibt in Waldmünchen zurück.

Geschichte, Action, Humor und viele Szenen wie aus einem Gemälde.

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Perlsee

Schon sind vier Wochen seit dem Frankreich-Urlaub vergangen – allerhöchste Zeit, endlich mal wieder in die weite (naja, nicht ganz so weite, aber oft auch schon lebensrettende) Welt hinaus zu fahren! Im Bayerischen Wald wird die Tradition des Festspiels hochgehalten. Den Further Drachenstich sollte man auf keine Fall verpasst haben: erstens, weil der Opa mit dieser Tradition groß geworden ist, und zweitens, weil der Drache unter seinesgleichen ein technisches Wunderwerk ist. Im Übrigen kann sich auch „Der Drachenstich“ an sich, also die Inszenierung mit all seinen Laienschauspielern, durchaus sehen lassen und hat immer wieder einen gewissen Unterhaltungswert.

Diesmal ist unser Reiseziel jedoch der 10 Kilometer entfernte, hinter dem Berg liegende Ort Waldmünchen mit seinem Festspiel “ Trenck, der Pandur, vor Waldmünchen“.

Auf der Anreise liegt Stamsried mit seiner Burgruine Kürnburg. Eine Ruine geht immer! Und wir haben Glück, denn außer uns ist zunächst keine Menschenseele auf dem Gelände.

Geparkt wird an der Gedenkstätte für sangesfreudige, jedoch leider bereits verblichene Stimmen der oberpfälzer Heimatchöre.

Totenbretter, aufgestellt wie ein kompletter gemischter Heimatchor stehen zur Begrüßung bereit.

Die Sprüche sind allesamt recht liebevoll abgefasst und zeugen von Respekt und Achtung für die Kunst der Gleichgesinnten.

Auf uns wartet die Ruine.

Im Unterstand zeugt eine Baumscheibe von den Ereignissen ihre Lebens und macht auf die ungeschlagen längere Lebenszeit gegenüber scheinbar überlegenen Menschen aufmerksam.

Der stumpige Specht weist den Weg zur Ruine. 150 Meter – das sollte zu machen sein.

Heimisches Waldwissen verkürzt dem Wanderer den Weg, vor allem, wenn er Kinder im Grundschulalter mit Ermüdungserscheinungen und Langeweileneigungen im Schlepptau hat. Oma-Liese und der Opa können die didaktisch wertvoll aufbereiteten Waldmedien aus Großelternsicht ganz entspannt beiläufig mitnehmen.

Als die Oma-Liese gerade damit beschäftigt ist, die letzten Impressionen auf die SSD-Card zu schreiben, sind Stimmen zu hören. wir geben die Burg wieder frei.

Wir sind raus aus der Burg, noch mehr Stimmen lassen beinahe eine Ansturm auf die Ruine erahnen, – egal, wir reichern bereits wieder Waldwissen an:

Über Opa und Oma summt und brummt es. Ein Blick nach oben bestätigt auf der Stelle: Wildbienen bei der Arbeit. Doch wo ist das Hinweisschild?

Die Oma hält brummend und summend ihr Haupt in die Höhle und der Opa auch. Hoffentlich ist kein Hirsch in der Nähe…

Der Schmetterling muss noch von der Oma identifiziert werden, aber heute nicht mehr. Dazu war der “Schwarze Pandur“ zum Abendessen am Perlsee zu süffig.

Taaage später. Das Rätsel ist gelöst! Der Große Kohl-Weißling ist entlarvt.

(Oma Liese hatte bisher leider nur die Bekanntschaft mit dem Kleinen Kohl-Weißling gemacht…)

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Extrawurst

…handelt im Tennisverein, passt aber auf alle Bereiche des Lebens, wo sich Menschen tummeln.

Für uns: 100 km hin, 100 km zurück – ein Abend, der sich gelohnt hat!

Geht öfter mal ins Theater! Vor allem mitten in der Woche ist so ein Theaterbesuch eine erholsame Insel im Berufsalltag.

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Eichhörnchen

Gestern Abend hat’s ihm gut geschmeckt, also ist das Eichhörnchen heute wieder pünktlich zum Abendessen zur Stelle.

Bei unserem Eichhörnchen handelt es sich wohl um ein weibliches Tier, das zur Zeit mit der Aufzucht von Nachwuchs beschäftigt zu sein scheint.

Wir helfen gerne!

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Ronchamp

Nur ein kleiner Umweg auf der Heimreise ist notwendig, um zur Wallfahrtskirche Notre-Dame de Haut zu gelangen.

Geplant und errichtet wurde die Kirche von Le Corbusier auf dem Gelände einer ehemaligen Kapelle, deren Ursprung bis in das 1. Jht. zurückreicht. Durch Kriege und Revolution hatte das Gotteshaus sehr gelitten, das seit dem 15. Jht. als Wallfahrtsort bekannt ist. Die Kapelle wurde 1955 eingeweiht, damals ohne Glockenturm.

Erst 1975 wurde der Glockenturm von Jean Prouvé ein wenig abseits der Kirche errichtet.

Ein moderner Ort der Ruhe und Besinnung. Gut, dass wir den kleinen Schlenker gemacht haben.

Etwas in die Jahre gekommen ist die Kirche, weshalb ein Teil der Fassade momentan eingerüstet sein muss. So entgeht Oma-Lieses Kamera leider die weltbekannte Ansicht des Kirchenbaus.

Für die Heimreise entscheiden wir uns für die Schwarzwaldroute, weil wir heute noch einen zweiten kleinen Umweg fahren werden. Auf dem Darmsheimer Töpfermarkt werden wir uns noch gezielt einige Teile für den Garten erlauben. Unter den Teilnehmern befinden sich einige Keramiker, mit deren Arbeiten wir beste Erfahrungen gemacht haben. Die sind übrigens alle bereit, uns ihre Stücke zu verkaufen, ohne zu behaupten, die Teile wären kaputt, so wie wir es in Alesia erlebt hatten.

„Gehört schon auch Mut dazu, 20 km an Paris heranzufahren und die Weltstadt dennoch links liegen zu lassen“, meint der Opa, als er die Reiseroute nochmal Revue passieren lässt, weil die Oma-Liese unsere Fahrt noch mit dem violetten Stift nachspuren möchte. Ja, recht hat er aber Frankreich ist eben nicht nur Paris, sondern hat noch sooo viel mehr zu bieten, vor allem wenn man wie wir Paris schon früher intensiv erleben durfte.

2300 Kilometer Frankreich (naja, ca. 300 km Deutschland muss man ehrlicherweise abziehen) konnten wir in 10 Tagen kennenlernen oder bescheidener ausgedrückt, durften wir Eindrücke von dieser unserer Reiseroute mitnehmen, um noch lange davon zehren zu können.

Inzwischen wieder zu Hause, haben wir zum Abendessen auch schon gleich einen Gast zu bewirten:

Das Eichhörnchen verspeist die herunter gefallenen Sonnenblumenkerne eines unserer Vogelfutterhäuschen, die Oma-Liese für Meise & Co. ganzjährig gefüllt hält, was jederzeit mit fröhlichem Gezwitscher vergolten wird. Nur wenn das Eichhörnchen seine Mahlzeit einnimmt, verstummt die Vogelwelt.

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Abbaye de Fontenay, Alesia und Dijon

Bernard gründete die Zisterzienserabtei im Jahr 1118. Bis ins 15. Jahrhundert erfreuten die Mönche sich dort großen Wohlstandes. Das 16. Jahrhundert und die Französische Revolution Ende des 18. Jahrhunderts brachte den Niedergang der Abtei mit sich, sie wurde aufgelöst und an die Familie Montgolfier veräußert, die auf dem Anwesen eine Papierfabrik betrieben hat. Die Nachkommen entdeckten ihre Wertschätzung für die Abtei und versetzten diese in ihren Urzustand zurück, soweit dies noch möglich war.

Noch heute hält die Familie das Kloster in Stand und macht es für Besucher größtenteils zugänglich. Wir können die Abbay de Fontenay als Ziel auf einer Frankreichreise als erholsame Oase nur empfehlen.

Zu Zeiten des Klosters als Hundezwinger genutzt.
Taubenschlag
Romanische Abteikirche
Bewusst kein Prunk, keine kostbaren Fenster, Verzicht zu Gunsten des Gebets und der Besinnung auf das Wesentliche
Mutter Gottes, so alt wie das Kloster selbst
Emaillierte Fliesen im Altarraum, original
Dormitorium, alle 200 Mönche schliefen in einem einzigen Raum

Noch ein Blick in das Seitenschiff, solange wir noch fast die einzigen Besucher sind:

Der menschenleere Kreuzgang erlaubt Gedanken über das Leben im Kloster, wie es damals wohl gewesen sein könnte.

Parallel zum Kreuzgang liegt der Kapitelsaal, wo sich die Mönche mit dem Abt versammelten und einen Abschnitt aus der Heiligen Schrift diskutierten.

Im Anschluss an den Kapitelsaal befindet sich der Mönchssaal. Hier wurden Schriften von Hand kopiert und Initialbuchstaben mit wunderbaren Malereien veredelt.

Daneben befindet sich das Sprechzimmer, wo ein Vieraugengespräch mit dem Abt möglich war. Oma-Liese hat gar kein Foto davon, na sowas!

Sie ist nämlich mit den Gedanken schon im Garten:

Die frühere Kornmühle wurde von den Mönchen in ihrer Zeit zur Schmiede umfunktioniert, was dem Kloster schon damals zu finanziellem Wohlstand verholfen hat.

Oma-Liese muss noch so dies und das im Bild festhalten, bevor sie zur Weiterreise bereit ist.

Ausguck für den Wachhund des Pförtnermönchs im Eingangsgebäude

Alesia

Der Opa hat’s durch Zufall entdeckt: Alesia. Er kennt es aus dem Latein-Unterricht, aber vor allem hat er einen Bezug zu dem Ort entwickelt, weil er ein großer Asterix-Fan ist.

“Alesia? Ich kenne kein Alesia! Ich weiß nicht, wo Alesia liegt! Niemand weiß, wo dieses Alesia liegt!“, ruft Majestix in größter Entrüstung im Asterix-Heft. Tatsächlich ist es gelungen, Alesia nach seiner Zerstörung jahrhundertelang aus dem französischen Bewusstsein zu streichen. Erst 1865 konnte der historische Ort archäologisch nachgewiesen werden. Und noch heute ist er weder in unserem Reiseführer noch auf unserer Straßenkarte zu finden…..

Vercingetorix verlor dort vor ca. 2000 Jahren eine entscheidende Schlacht gegen Cäsar, was dem heldenhaften Vercingetorix letztendlich als Gefangenem der Römer den Tod brachte.

Vor ziemlich genau 6 Wochen standen der Opa und die Oma-Liese im Gefängnis des Kriegsgefangenen, der dort 6 Jahre einsitzen musste, bis er nach in einem Triumphzug Cäsars durch das Forum Romanum geführt worden war, um gleich danach in seiner Gefängniszelle erdrosselt zu werden.

Eigentlich hatte sich der unterlegene Feldherr dem Cäsar freiwillig gestellt, um so seinen Soldaten und den Bewohnern der Stadt das Leben zu retten, doch der große Cäsar nahm das Angebot des Unterworfenen nur einseitig an. Er verfrachtete Vercingetorix als Kriegsgefangenen nach Rom, kesselte jedoch mit einer Übermacht an Soldaten gleichzeitig die Alesier ein und ließ sie kläglich verhungern.

Große Feldherrn hat es immer schon gegeben und sie sind immer schon in die Geschichte eingegangen. Mal abwarten, ob die aktuellen Geschehnisse daran etwas ändern sollen…

Eine alte Bekannte steht hier an dem geschichtsträchtigen Ort natürlich auch an exponierter Stelle.

Der örtliche Töpfer will uns seine schönen französische Göckel nicht verkaufen. Er behauptet, die seien kaputt. Wir wollen ihm aber nix anderes abkaufen, als seine französischen Göckel. Soll er sie eben selbst behalten und seine wenig ansprechenden Geschirrteile auch. Es ist heiß und wir haben vor, heute noch Dijon ein wenig zu erkunden.

Dijon

… hat außer einer sehr zerfaserten Altstadt

… einer zum Theater umfunktionierten Kirche,

… einer zuerst zum Salzstadel und danach zur Ausstellungshalle umgewidmeten Kirche

… und einer Kathedrale von 1240 nicht viel zu bieten.

Also machen wir noch ca. 140 Kilometer Richtung Heimat gut und gammeln den Rest des Tages auf einem recht heimeligen Campingplatz in der nachmittägliche Hitze in den Abend hinein. Was die Oma-Liese noch zu erledigen hat, ist klar, der Opa hat heute weitgehend frei, denn um den morgigen Tag braucht er sich keine großen Gedanken zu machen.

Immer mit dabei auf Reisen:

eine kleine, transportable Feuerschale, heimeliges Ambiente am Abend.

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Bourges und Vezelay

Die Nacht verbrachten wir bei extremen Temperaturen in Bourges. Morgen lassen wir das Womo auf seinem Plätzchen stehen und erreichen nach 20 Minuten Fußweg die Kathedrale Saint Etienne, die im Jahre 1195 bis 1324 erbaut worden ist. Hat etwas länger gedauert, war aber auch nicht ganz billig.

Die älteste astronomische Pendeluhr Frankreichs

Vielzählige sehenswerte Fenster sind freilich auch wieder vorhanden aber Oma-Liese zügelt ihre Sammelleidenschaft.

Das war jetzt mal ein kurzer Kathedralenbesuch, obwohl wir doch gut ein Stündchen darin verbrachten.

Etwas Zeit können wir uns noch genehmigen, um einen Eindruck von der Altstadt mitzunehmen:

Auf dem Rückweg zum Campingplatz kommen wir noch an einer Zirkusschule vorbei, die aber für die Kamera nicht viel hergibt. Übrigens schon die zweite Zirkusschule in Frankreich, die wir gestreift haben. Falls also jemand eine Karriere als Akrobat anstrebt…

Vezelay

Wiedermal durch unendliche Kornfelder führt uns der Weg nach Vezelay. Ein kleiner alter Ort mit Geschichte und … Kathedrale. Klingt vielversprechend.

Oje! Wirkt romantisch. Zu romantisch! Wenn sich da mal nicht so viele Touris herumtreiben wie in San Gimignano in Italien oder auf dem Mont Saint Michel…

Kaum Menschen in der Stadt!

Kathedrale Ste-Marie-Madelaine

Das ist das ursprüngliche romanische Portal der Kirche, die im Jahr 1104 geweiht worden war. Das Vorschiff, in dem wir uns momentan befinden, wurde 1145 – 1150 erbaut.

Sofort fällt auf, dass keine bemalten Fenster vorhanden sind. Genauso fällt aber auch auf, dass die Säulen ganz besondere Kapitelle besitzen. Schon hat es die Kamera magisch nach oben gezogen, als der Opa gerade noch erwähnt, die Kirche sei wegen ihrer Kapitelle ein besonderer Schatz. 99 sollen es wohl sein. Die Oma-Liese ist schon bei der Arbeit:

In der Galerie oben ist die „Mystische Mühle“ zu finden, die besonders hervorzuheben ist (kann der Follower bestimmt erkennen).

Ein weiteres hervorragendes Kapitell sind die „Vier Winde“.

Danach folgt die Abzweigung zum Kreuzgang. Mehr kann nicht begangen werden, bzw. mehr scheint auch nicht vorhanden zu sein, wie wir später noch von außen erkennen werden.

Ein paar Details fallen noch auf:

„Eine Handvoll Gutgläubiger und der Teufel“ würde Oma-Liese das Quartett nennen.

Noch einige Kircheneindrücke, bevor es wieder an die Kapitelle geht:

St. Bernard scheint zum Äußersten entschlossen.

Wir steigen hinab in die Krypta, wo sich im Übrigen noch vor wenigen Momenten seltsame Szenen abspielten: Oma-Liese hat durch ein Fensterchen gelugt und eine fehlbekleidete Mademoiselle beim Posen am Altar gesichtet. Wir schauen nach:

Spannungsgeladene Stimmung im Keller: Einige Menschen, auf Bänken sitzend, in der Erwartung, gleich mal einen Blick auf das Reliquiar werfen zu können. Direkt vor dem Objekt der Begierde stehend eine Madame, versunken in meditativer Abwesenheit, ganz eins mit dem Magdalenen-Knochen. Oma-Liese ergreift die Initiative und tritt neben die Vergeistigte, steckt ihr Objektiv durch das Gitter, um die Magie wenigstens digitalisieren zu können. Die Wirkung tritt prompt ein und erweist sich als effektiv: Das Reliquiar ist mit dem Ertönen des Auslösers wieder frei für alle Gläubigen zu besichtigen. Völlig entrückt schwebt die Geläuterte barfüßig von dannen.

Oma-Liese bemerkt zum Opa: „Jetzt hob is derlaist.“ worauf der Opa nur meint: “ Hätt‘ ses net so locker g’sehn, mit dem Ehebruch, hätt’s net vor d‘ Magdalena hinstehn müssn.“

Wir tauchen wieder auf aus dem Untergrund.

Die Kapitelle sind noch nicht vollzählig!

Ergreift der gerade die Flucht?

„Der Gute Hirte“, den erhängten Judas auf seinen Schultern tragend, auf einer der höheren Säulen dargestellt, sorgt in der Gegenwart für Diskussionen, selbst Papst Franziskus hatte zuletzt für Aufregung in Fachkreisen mit seiner gewagten Deutung der Darstellung gesorgt.

Den „Tanz um das goldene Kalb“ und „David gegen Goliath“ kann man finden. Außerdem viel Hauens und Stechens. Rein christliche Szenen, wie man als Insider weiß.

Schöne Beschläge, guter Kunstschmied.

So, mehr hab ich nicht. 99 werden’s nicht sein, denn die ganz schlichten habe ich ausgelassen, aber nachgezählt habe ich auch nicht. Es sind viele.

Noch einmal ein Blick aufs ursprüngliche Portal oben und zuletzt der Schwenk vermutlich zu den Baumeistern:

Zur Abrundung spazieren wir noch um die Kathedrale herum, wobei wir so manches Motiv entdecken:

An dieser Stelle verzehren wir einen erfrischenden Imbiss, wobei der Opa einige Fakten über Vezelay hervorzaubert: Von diesem heiligen Ort aus wurden nämlich der zweite und der dritte Kreuzzug ausgerufen. 1146 rief Bernard von Clairvaux (der in der Kirche mit dem Dolch droht) den zweiten Kreuzzug aus, den dritten beschlossen dann 1190 Philippe II. und Richard Löwenherz. Außerdem hatte 1166 Thomas Becket hier einst den Bannfluch über seinen König Heinrich II. ausgerufen. Ein geschichtsträchtiger Ort.

Wir fahren jetzt noch weiter nach Montbrand, wo der Opa gestern einen Platz für uns reserviert hat. 30 € kostet die Nacht mit Strom und Wasser direkt auf jedem Platz, Eintrittskarte fürs Freibad inclusive. Die Plätze sind durch Hecken gut voneinander abgetrennt. Viele alte Bäume spenden angenehmen Schatten, was Wohnmobilisten in diesen heißen Zeiten zu schätzen wissen.

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Amboise und Tours

Gut möglich, dass es heute keinen Beitrag gibt. Die Fotos lassen sich momentan nicht auf den Server laden 🙁

So, jetzt hat‘s doch noch geklappt! Oma-Liese ist heute aber nicht mehr in der Laune, viel zu texten. Es ist 21:30 Uhr und nach einem heißen Tag immer noch 30°C warm. Der Abend ist zu schade, um nur ins www. zu starren.

Der Tag fängt früh an, denn wir wollen noch Leonardo da Vinci besuchen, ehe wir spätestens um 12:00 Uhr den Campingplatz verlassen müssen.

Noch kurz die Gelegenheit nutzen, um die menschenleere Stadt zu fotografieren:

Diese Straße gehen wir immer bergauf, bis wir an da Vincis Haus und Atelier ankommen.

Leonardos Schlafzimmer

Die Schwester Franz I., Margarete von Navarra, bewohnte dieses Schlafzimmer. Sie war ebenfalls eine Gelehrte.

Garten

Hauskapelle

Hier hat der Meister einst gezeichnet, gemalt, studiert, experimentiert…

Alle Exponate, außer den Gemälden und den Notizen auf den Schreib- und Arbeitstischen, sollen Originale sein.

Speisezimmer

Küche

Von der Küche aus erreichen wir den Keller, in dem einige seiner Konstruktionen ausgestellt sind. Keine Originale aus der Zeit aber nach Originalplänen gebaut.

Hat man ja immer schon mitbekommen, dass Leonardo so einige Maschinen konstruiert haben soll und einiges kennt man inzwischen auch. Die Vielzahl der unterschiedlichsten Maschinen ist dann schon erstaunlich. Die meisten davon hat er sich in Amboise ausgedacht.

Verbindungsgang zum Schlossherrn

Im weitläufigen Garten sind einige ausgewählte Objekte in Originalgröße ausgestellt.

Wasser wird versprüht oder beinahe schon venebelt?

Brücken hat er mehrere konstruiert

Nur die Außenhaut des Panzers wurde hier verwirklicht und für Kinder als Karussell umfunktioniert.

🙂

Inzwischen sind mehrere Schulklassen unterwegs. Zeit für uns, das Gelände zu verlassen.

Leonardos Grab kann momentan wegen Restaurierungsarbeiten in der Kapelle St. Hubert leider nicht besucht werden. Was wir aber heute schon von seinen Arbeiten gesehen haben, ist uns wertvoll genug.

Wir marschieren zurück ans ans andere Loire-Ufer, um ordnungsgemäß abzureisen.

Au revoir, Amboise!

Tours

Der nächste Besuch gilt Martin von Tours.

Vom Seidenreiher werden wir empfangen, der würdevoll durch seinen Fischgrund schreitet.

Die Fußgängerbrücke erlaubt schon mal einen ersten Blick auf die Kathedrale Saint-Gatien.

Die Portalfiguren fehlen mal wieder größtenteils. Diesmal sind die Hugenotten verantwortlich.

Alle drei Portale sind weit geöffnet. Wir brauchen in der Hitze nicht nach einem Türchen Ausschau halten sondern fühlen uns willkommen.

Ja, selbstredend existieren viel mehr Fenster, aber Oma-Liese schränkt sich heute ein.

Auch eine Reliquie von St. Martin gibt es in der Kathedrale. Der würdigste Platz dafür ist natürlich eine eigene Kapelle…

dennoch ist dies nicht die eigentliche Kirche des Hl. Martin von Tours.

In Martins Kirche treten wir eher zufällig durch einen Seiteneingang. Deshalb gibt‘s auch die Außenansicht erst zum Schluss. 😉

Unter dem Altarraum befindet sich die Krypta, wo tatsächlich Martin begraben liegt.

Könnte die Schädeldecke sein, vielleicht aber auch ein Teil vom Becken? Lässt sich momentan für uns nicht aufklären. Oma-Liese tippt auf die Schädeldecke.

Wir teilen uns die Krypta mit einer Schulklasse. Eine ältere Madame erzählt den Kindern sehr lebhaft aus dem Leben von Martin. Zwischendurch heben die ca. 9-Jährigen zum Gesang an. Klingt sehr schön in unseren deutschen Gehörgängen. Oma-Liese vermutet, es werde sicherlich zum Abschluss auch noch eine Weise angestimmt werden und wartet geduldig ab, denn sie hat einen Plan: Der Gesang muss aufgenommen werden! Die Oma erkundet all die Inschriften aus Martinskirchen in aller Welt. Sie forscht nach einem Hinweis auf das im Heimatlandkreis weltberühmte Martinsmünster in Lauingen zu erspähen. Leider erfolglos 🙁

Der Plan mit dem Kinderchor geht auch nicht auf, denn die alte Madame findet kein Ende in ihren Ausführungen und die Kinder höhen ihr gebannt zu. Wir geben auf.

Das ist also die Kirche, so wie sie heute dasteht. Ursprünglich stand sie ungefähr im rechten Winkel verdreht. Noch heute sind zwei Türme der ursprüngliche Kirche vorhanden, einer davon weitgehend erhalten, der andere teilweise wieder aufgebaut. Grundrisse der Kirchenpfeiler sind im Pflaster der Stadt farblich kenntlich gemacht.

Die Französische Revolution ist verantwortlich für die völlige Zerstörung des alten Kirchengebäudes, das wohl schon vorher vernachlässigt worden war und recht marode da stand. Allein die Krypta mit dem Grabmal ist am ursprünglichen Platz erhalten.

Der Weg zurück zum Womo führt uns vorbei an St. Julienne, wo heute Ausstellungen stattfinden.

Schnurgerade Straßenbahnlinie bis zum Horizont

Hübsche Ladenstraßen

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Orléans und Chaumont-sur-Loire

Orléans besuchen wir wegen Jeanne d‘Arc. In Orleans gibt es außer Jeanne d‘Arc, wenn man den Reiseführern glauben schenken darf, auch nichts als Jeanne d‘Arc. Und wir bekommen Jeanne d‘Arc.

Vor 200 Jahren wurde die Kathedrale zu Ehren von Jeanne d‘Arc errichtet. Man müsste blind sein, um das nicht zu erkennen.

Eine reale Plage der heutigen Zeit macht solche Hinweisschilder in Frankreich leider nötig.

Der Altarraum ist natürlich auch wieder von Glasmalerei eingesäumt. Ich mach‘s kurz:

Die Schatzkammer besteht aus einer einzigen Vitrine. Sehr sympatisch.

Jeanne hat natürlich eine eigene Kapelle.

Wenn nicht hier, wo dann?!
Maison de Jeanne d‘Arc.

Das Haus, in dem Jeanne d‘Arc ihr Leben verbracht hat, war im Zweiten Weltkrieg zerstört worden und daraufhin originalgetreu wieder aufgebaut. Heute kann darin ein Film über die Nationalheldin angesehen werden. Wir schlagen das Angebot für heute aus.

Petanques-Arena
Gehört wohl zur Grundausstattung jeder größeren Stadt in Frankreich.

Ein letztes Mal Jeanne und schon geht‘s weiter nach…

Chambord

Das Loire-Schloss soll das schönste unter seinesgleichen sein. Wir fahren irgendwann in der Pampa durch ein Portal auf die adeligen Ländereien. Mehrere Kilometer schnurgeraden Reiseweg bringen wir hinter uns, um dann DAS zu sehen.

Ein Foto muss genügen. Wir verzichten auf ein näheres Kennenlernen des Jagdschlösschens mit seinen vielen Türmchen und Kaminen. Dem Franz wars Schlösschen zu zugig, uns ist es zu verpackt. Franz ist nach 72 Tagen nach Amboise zurückgezogen. Wir sind mit einem kleinen Umweg auch in Amboise angekommen.

Chaumont-sur-Loire

Doch zunächst vergewissern wir uns, ob das drittschönste Chateau an der Loire dieses Zertifikat verdient trägt. Übrigens darf es sich auch Weltkulturerbe nennen.

Die Zapfen sind wohl überlegt angeordnet.

Der Prinz wartet bereits im Bade und lässt erst mal Luft ab.

Im Garten erwartet uns Kunst mit Pflanzen und Pflanzen mit Kunst.

Die Räumlichkeiten im Chateau sind schnell besichtigt: Einerseits ist alles sehr klein und eng, andererseits drängeln sich hier zu viele alte, unter der Hitze schnaubende Menschen durch die Gemächer.

Im Innenhof gibt‘s frische Luft.

Zwischen uns und dem Ausgang liegt nur noch die Kapelle…

auch die ist zum Kunstwerk ausgearbeitet worden. Und wir werden nochmal, wie schon eingangs, durch den Shop geschleust.

Noch einige Kilometerchen an der Loire entlang, dann können wir unser Nachtquartier in Amboise aufschlagen.

Amboise

Für eine kleine Informationstour durch die Stadt reicht’s heute noch und ein Baguette muss auch noch besorgt werden.

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