Nicht Wagners Bayreuth

Alles völlig anders als geplant: Der Titel stand schon fest: „Wagners Bayreuth“. So richtig schlau und ausgefuchst war der Plan: Mit dem Festspielhaus beginnen, solange die Opernbesucher den Grünen Hügel noch nicht stürmen. Haben wir doch erst gestern in der Kurfürstlichen Oper gelernt, dass sich die eingeschworenen Wagnerianer um 13:00 Uhr zum Auftakeln für das reine und wahre Wagner-Erlebnis von allen übrigen Aktivitäten zurückziehen.

Doch heute kam beim Erklimmen des berühmten Hügels die Ernüchterung: 10 € !!! für den gewöhnlichen PKW-Parkplatz. Nicht mit uns! Kurz am Festspielhaus vorbei gefahren, den Kreisverkehr noch einmal umrundet, um die Außenanlagen auf Besonderheiten zu scannen und dann entschlossen diesem Hype widersagt. Die kleinen goldenen Wagner-Männchen, die auf einem schrägen Wiesenwinkelchen in ausgetüftelter quadratischer Netzstruktur angeordnet der Sonne entgegen glänzen, bedienen auch in jedem heruntergekommenen Straßencafé in der Bayreuther Innenstadt die Tourismusschwemme. Das Opernhaus, das hier für fotografische Zwecke viel zu versteckt hinter viel zu hohen, viel zu grünen Bäumen versteckt liegt, müsste ohnehin wesentlich besser zur Geltung kommen, wenn es von einem gegenüberliegenden Hügel fotografiert werden könnte…

Wir fahren also in die Stadt, um nach Opa Lieses Plan das Haus zu besichtigen, in dem der kleine große Komponist seinen Freieden gefunden haben soll.

Spitalkirche am Stadtparkett

Hineingehen? Nein, heute nicht.

Stadtkirche Heilig Dreifaltigkeit

Hier tobt eine Hochzeit. Danke, wir kommen später wieder.

Wagner haben wir im Sinn, ein bekanntes Pianohaus liegt zufällig auf dem Weg:

Jean Paul hat auch seine Würdigung in Form einer Statue erhalten.

Das italienische Schlösschen, das wir schon gestern von innen erleben durften, vor Kulisse des Bühnengebäudes der Stadthalle.

Ein kleiner Schwenk links aus dem Schlossgarten führt uns direkt zur

Villa Wahnfried

Villa Wahnfried

Die Behausung erhielt wohl ihren Namen vom Komponisten selbst, der laut der Inschriften über den beiden Fenstern links und rechts des Eingangsportals formulierte: „Hier wo mein Wähnen Frieden fand sei dieses Haus von mir benannt.“

Der Delphin spuckt sein Wässerchen drauf.

Eine Grabplatte mit fast frischen Rosenopfern erweckt den Eindruck, der Komponist könnte hier seine letzte Ruhestätte gefunden haben. Allerdings spricht die schwer bis gar nicht zu entziffernde Inschrift der Begleittafel dagegen.

Wie die Villa Wahnfried eingerichtet ist? Was des bedeutenden Meisters Hinterlassenschaften sind? Will die Oma-Liese gar nicht wissen und deshalb muss der Titel des heutigen Beitrags überarbeitet werden. Wir haben eben weder Hügel- noch Ringreife erreicht. Daran müssen wir dringend arbeiten, sobald wir nichts besseres mehr vorhaben. Versprochen.

In direkter Nachbarschaft komponierte

Franz Liszt

Hineingehen? Da sei nichts erhebendes drin, schenken wir dem Reiseführer Glauben. Und das tun wir angesichts den schönen Wetters, obwohl wir vor wenigen Wochen Liszt von Jonas Kaufmann gesungen als musikalischen Genuss erleben durften.

Im Schlossgarten tobt indes das leuchtendrote Käfergetier

…und die Freimaurer laden zum Besuch ihrer einschlägigen Ausstellung ein.

Das Brautpaar lässt sich inzwischen weithin hörbar von einer übermotivierten Fotografin zu den unnatürlichsten Posing-Einstellungen antreiben. Wir können also die Kirche vom gegenüberliegenden Seiteneingang aus betreten.

Der Organist spielt sich noch diesen oder jenen Frust von der Seele, wobei wir dankbare Zeugen werden dürfen.

Der Pfarrer selbst macht uns beim Filmen der organistischen Leistungen auf die Krypta aufmerksam, die wir links neben dem Altar finden könnten. (Hat der mir jetzt in mein Video gequatscht?)

Gut belegt, die kleine Unterwelt. Wer hier wo genau neben wem einen Liegeplatz ergattern konnte und was derjenige jeweils in seinem Leben erreicht hat, das kann man in einer professionellen, digital bestens aufbereiteten Video-Präsentation studieren. Daher also des Pfarrers Eifer…

Wieder oben angekommen lächeln dem überwältigten Besucher freundlich die etwas dicknasig geratenen Engelsgesichtchen entgegen.

Zurück im Fichtelberg finden wir nach bereits mehrtägiger Suche endlich die

Bergamtskirche Mariä Verkündigung

Der prächtigste Lüster ist von unten betrachtet doch immer wieder nur ein mageres Gerippe.

Fichtelsee

Zeit haben wir heute noch reichlich übrig, also erkunden wir noch den Moor-Teil des Sees, der als Naturschutzgebiet seiner ursprüngliche Bedeutung alle Ehre macht.

Ganz am Ende, beziehungsweise auch am Anfang liegt die Quelle

Genauso braun ist das Wasser im See.

Übrigens: Preiselbeeren gedeihen hier überall im moorigen Gelände des Fichtelwaldes.

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