Bad Kötzting

Samstag, 14.09.2019

Für dieses Wochenende war bestes Wetter angekündigt, also machten wir uns am Freitag gleich mittags in den Bayerischen Wald auf. Bad Kötzting ist unser Ziel, denn dort waren wir im vergangenen Jahr schon mehrmals und wir wissen, was uns erwartet: Waldwanderwege, Ruhe, Natur, wenig Menschen, gutes Essen und eine Schnapsbrennerei, die wir gleich mal aufsuchen. Eine Flasche Bärwurz geht mit und ein feines Tröpfchen Schlehe.

Der Campingplatz hat seine niederbayerischen Eigenheiten, aber mit ein bisschen Nachsicht kann man sich dort wohlfühlen. Wer’s gern zünftig mag und die Schnitzelkarte rauf und runter testen möchte, der kann hier am Platz auch zu Mittag oder zu Abend essen.

Wir haben’s lieber gemütlich und schätzen guten Service, weshalb wir einen kleinen fünfzehnminütigen Spaziergang zum Hotel-Gasthof-Brauerei zu Post unternehmen, wo wir einen Tisch reserviert haben. Zu gehobener gut bürgerlicher Küche genießen wir „Leopold dunkel“ aus der hauseigenen Brauerei.

Der Drogendackel wartet auf seien Einsatz.

Am Samstag steht eine Wanderung auf den Haidstein auf dem Programm. Eine gemütliche Wanderung, 7 km einfach, gleichmäßig leichte Steigung. Die Kennzeichnung des Wanderweges könnte am Ortsausgang deutlicher gestaltet sein aber zum Glück gibt’s ja immer noch Wanderkarten, die einem den richtigen Weg weisen.

Totenbretter stehen am Weg, ein sicheres Zeichen, dass wir uns im Bayerischen Wald befinden. Oft sind recht derbe Sprüche auf diesen irdischen Erinnerungstafeln verstorbener Zeitgenossen zu finden. Diese hier auf dem Foto sind doch recht fromm und redlich abgefasst.

Totenbretter

Kaum haben wir die Stadt verlassen, tauchen wir auch direkt in die ersehnte Ruhe des Waldes ein, wo schon nach wenigen Schritten klar wird: Der Wald hat heute zum Schönheitswettbewerb aufgerufen und alle machen mit!

Der keine Elchpilz versucht sein Glück aber die Konkurrenz ist groß!

Nach etwas mehr als der halben Strecke erreichen wir die Wolframslinde, die schon 1.000 Jahre auf dem Buckel hat. Was die schon so alles gesehen hat…

Wolframslinde, von innen völlig hohl, vom Menschen mit Eisenstreben gestützt treibt sie immer noch junges Holz steil hoch in den Himmel.

Die Wolframslinde verdankt ihren Namen der Tatsache, dass sie schon an diesem Ort stand, als Wolfram von Eschenbach, der den Parzival geschrieben hat, hier am Haidstein weilte. Für uns schließt sich hier in gewisser Weise der Kreis, weil es in dieser Dichtung um den Heiligen Gral geht, dem wir vor wenigen Wochen auf unserer Cornwall-Reise ziemlich nahe gekommen waren. Ebenso erwähnt Eschenbach in seinem Parzival die Burg am Haidstein, den wir ja heute erwandern. Wie klein die Welt doch immer schon war!

Zerhackte Natur zum Kunstwerk aufgestapelt. Ob’s der Täter gemerkt hat, was ihm da gelungen ist?

Auch die Tierwelt nimmt am Wettbewerb teil:

Wer wohnt denn so dicht über dem Boden? Leider ist kein Hinweis darauf zu finden.
Da hat sich eine eitle Schönheit ihren Auftritt für die besten Lichtverhältnisse aufbewahrt!

Kurz vor dem Gipfelkreuz gibt’s für uns jetzt erst mal eine kleine Stärkung.

Rustikal von der Gabel der Servicekraft erlegt präsentieren sich Apfelsteuselkuchen und Obsttorte, um sich ihrem vorgegebenen Schicksal zu fügen.

Keine fünf Minuten sind es zum Gipfel des Haidstein, auf dem von der ehemaligen Burg aus dem zwölften Jahrhundert nichts übrig ist. Heute steht hier die kleine Kirche St. Ulrich, die wohl teilweise aus Überbleibseln der Burg erbaut worden ist.

Das Portal ist leider verschlossen aber das Seitenfenster gestattet einen verschwommenen Blick ins Innere des Gotteshauses.

Doch dann, was für ein Glück! Eine sehr kleine Wandergruppe aus der Gegend hat sich eine Vertrauensperson mit Schlüsselgewalt für die Empore mitgebracht. Natürlich ergreifen wir die Gelegenheit…

Der Fels war wohl zu widerstandsfähig und wurde kurzerhand mit eingebaut.

Vom Gipfelkreuz aus haben wir recht gute Sicht auf Cham.

Auf dem Rückweg bietet sich noch der Blick zum Hohen Bogen,

Hoher Bogen mit ehemaliger Abhöranlage aus Zeiten des Kalten Krieges.

und zum Kaitersberg

Kaitersberg, auf dem sich der Räuber Heigl in einer Höhle jahrelang vor den Behörden der Justiz versteckt hielt.
Vorwald

Jetzt geht’s nur noch gemütlich bergab durch den Wald, der sich in der Abendsonne noch einmal von seiner besten Seite zeigt.

Rechts glänzt noch einmal das Gipfelkreuz vom Kaitersberg in der Sonne und links im Hintergrund bringt sich der Osser in Erinnerung.

Wieder zurück in Bad Kötzting gibt’s noch einen Blick hinüber nach Weißenregen.

Wer nun den Wettbewerb gewonnen hat? Ich könnte es nicht entscheiden…

Loading