Straßburg

Oma-Liese trifft um 7:00 morgens Reisevorbereitungen: Frühstücksobst für die nächsten Tage muss geschnitten werden, Tomaten, etliche Basilikumsträucher und so manches andere für zehn mal Abendessen wird im Womo platziert und dann fällt auch noch dies und das für eine angenehme Rückkehr im Eigenheim an. Damit alles leichter von der Hand geht, gibt‘s „Die 27ste Stadt“ von Jonathan Franzen auf die Ohren. Der Opa hat noch bis 11:00 Uhr im Büro zu tun, hat aber das Womo in der Früh schon startklar bereitgestellt (Wasser getankt, Kühlbox angeschlossen, WC eingerastet, Campingmöbel eingepackt…)

Um 11:45 Uhr, Omas Digitalequipment befindet sich nun auch an Bord, geht‘s schließlich ab nach Frankreich! Der Stau Richtung Stuttgart wird elegant umfahren, die Baustelle bei Pforzheim ist inzwischen auch schon Geschichte.

Eine kleine Kolonne NSU Prinzen, allesamt aus Niederbayern, sind heute ebenfalls auf großer Fahrt.

Das Navi prophezeit, wir könnten in 52 Minuten Straßburg erreichen. VORFREUDE!

16:45 Uhr: Die Straßenbahn hat uns zügig vom Campingplatz in die Stadtmitte Straßburgs chauffiert.

Place de Kleber

… ist der erste Platz, der uns unter die Füße gerät. Kleber war wohl ein Straßburger General von Bedeutung. Mir erscheint er nicht bedeutend genug, ihn abzulichten und schon gar nicht gegen die Sonne. Also muss seine Rückansicht mitten auf dem Platz für den Blog ausreichend sein.

Der weltweit operierende Fast Food-Riese hat sich in einem recht ansehnlichen Jugendstilgebäude niedergelassen, während das Haus links daneben unter seinen Arkaden fünf Obdachlosen Platz für ihre Matratzen bietet.
Handelskammer
Die Kathedrale

Wir sind spät dran und müssen uns sputen, um noch das Innere der Kathedrale bewundern zu können. Eine knappe Stunde haben wir noch bis zur Schließung zur Verfügung, also erst mal hinein in das Gotteshaus mit dem einstmals höchsten Kirchturm.

Eile ist geboten, denn ein freundlicher Kirchenmann ist frühzeitig damit befasst, Barrieren aufzubauen, um uns besichtigungswütigen Touris den bevorstehenden Dienstschluss im Gotteshaus nahezubringen. Ausgerechnet die astronomische Uhr und den berühmten Engelspfeiler muss der Wächter über den Feierabend als erstes unzugänglich machen.

Apsis
Bezwingt wohl gerade einen Löwen?
Die Kanzel ist gut getarnt. Sandstein in Sandstein.

Die Abendsonne setzt die wundervolle Rosette über dem Münsterportal ins rechte Licht:

Kapelle, den Betenden vorbehalten

Einer freundlichen Frauenstimme obliegt die Aufgabe, die Touristen via Lautsprecher pünktlich aus dem ansonsten von Männern dominierten Gotteshaus hinaus zu komplimentieren.

Oma-Liese hat jetzt reichlich Gelegenheit, allerlei typische Szenen aus dem Alltag eines guten Christenmenschen zu studieren.

Nach all den kunstvoll aufbereiteten Rohheiten aus dem Christentum nehmen wir gerne das Angebot naiv-fröhlichbunter Straßenmalerei zu Füßen des Münsters als Kontrast dankbar an.

Rechtes Seitenportal
Linkes Seitenportal

“I did it my way“ gibt er zum Besten.

Der Weg um die Kathedrale herum hält noch einige Motive bereit.

Jetzt lassen wir uns einfach noch ein wenig durch die Straßen und Gassen Straßburgs treiben. Oma-Liese findet reichlich fotowürdiges in dieser alten Stadt:

Hier liegen sie, die köstlichen Munsterlaibe…

Bedauernswert, dass ausgerechnet zwei so leckere Speisen hier offenbar nicht den kulinarischen Zeitgeist treffen.

Hauswandkunst steht offenbar hoch im Kurs.

Inzwischen sind wir im Gerberviertel angelangt:

Wir sind wieder zurück am Münsterplatz. Allmählich mache wir uns auf den Weg zur Straßenbahn, damit Oma-Liese Fotos sichten und den Beitrag heute noch hochladen kann.

Warum versteckt sie sich denn jetzt? Es wäre sonst ein schönes Motiv gewesen, schade.

Das letzte Foto für heute holt uns zurück in die Realität, die auch schon bei unserem letzten Frankreichbesuch aktuell war. Schwerbewaffnete Soldaten oder Polizisten gehören zum Alltag in diesem Land, das von terroristischen Anschlägen gebeutelt ist.

10. Juni 2022

Nochmal zurück zum Münster!

Schon früher als unsere üblichen Urlaubstage beginnt der heutige Tag. Viel früher! Zum einen war der Plan gestern schnell gefasst, etwas zeitiger aufzustehen, um nochmal zum Münster zurückzukehren, damit wir die astronomische Uhr noch genauer inspizieren können, zum anderen sind wir der Autohupe zum Opfer gefallen, die als Weckruf für die fußballbegeisterte Jugendgruppe gedacht war, die gestern Abend noch ziemlich lange und reichlich ausgelassen was zu feiern hatte.

Also sind wir bei den ersten Münsterbesuchern heute morgen. Und schon gibt’s ein kleines Extra für den Opa obendrauf oder besser gesagt obenrunter…

Homme de fer

Die Straßenbahn fährt uns wieder zur Haltestelle „Place de l’homme de fer“ und wir marschieren wie gestern unseren Weg zur Kathedrale bis:

Uups! Das muss wohl der Marylin-Effekt sein!

Dann der Engelspfeiler und die astronomischen Uhr:

Wer derart zufrieden von der Balustrade herab auf den Engelspfeiler blickt, kann im Grunde ja wohl nur der Baumeister selbst sein.

Die Astronomische Uhr ist die einzige auf der Welt, die ein Zahnrad besitzt, welches eine Anzeige des „Eierns“ der Erdkugel ermöglicht. Das Rädchen steht nämlich genau wie unsere Erde mit ihrer Achse nach all dem Taumeln auf ihrer Bahn nach einem gewissen Zeitraum wieder in der selben Ausgangsposition. Oma-Liese hegt leichte Zweifel, da der Beweis für die Richtigkeit noch aussteht, denn das ganze Manöver der Präzession soll 28.000 Jahre dauern.

Nachdem nun alles genauestes fototechnisch dokumentiert ist, sind es nur noch ein paar Minuten, bis die Uhr zur halben Stunde schlagen soll. Wir warten, inzwischen gemeinsam mit mehreren Schulklassen und andern Zeitbegeisterten, bis das Spektakel beginnt:

Was war jetzt genau? Das kleine weiße Engelchen hat dem Tod auf seine Glocken geschlagen und ist einmal von rechts nach links an ihm vorbeigezogen. Der Schlawiner.

Wer das Spektakel gerne ansehen möchte, kann das Video anklicken:

Wo wir schon mal hier sind: noch ein letzter Blick hinauf zur Schwalbennestorgel

… und natürlich zur prachtvollen Fensterrose.

Die Warnung kann ja gar nicht für uns gedacht sein! Wir sind ja inzwischen mit neuen Personalausweisen und Geldkarten ausgestattet und der etwas größere Schreck ist jetzt auch überwunden, zum Glück! Wo das passiert ist? In Rom in der Metro zum Colloseum oder im Bahnhof an der antiken Spiel- und Kampfstätte. Die Polizeibeamten waren bei unserer Anzeige jedenfalls nicht sehr überrascht.

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